Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [1]. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr (7. 1931)

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Der Entschluß zum Durchbruch bei Gorlice. 
10. bis 
12. April. 
schränkte sich daher in seiner Antwort auf die Versicherung, jede sich bietende 
Gelegenheit zur Führung eines entscheidenden Schlages auch im Osten aus¬ 
zunutzen, sobald die nötigen Kräfte zur Verfügung stehen würden. Cr tue 
alles, um bei Zuspitzung der Lage rechtzeitig auch für gemeinschaftliches 
Handeln im Osten bereit zu sein. 
In schroffem Gegensatz zu den weitausschauenden Plänen des ver¬ 
bündeten Generalstabschefs hatte General v. Cramon schon in der Nacht 
vom 6. zum 7. April gemeldet, daß die Lage der österreichisch-ungarischen 
2. Armee „bedenklich sei, da erneut an drei Stellen durchstoßen". Cr wies 
darauf hin, daß ein weiteres Zurückgehen der 2. Armee „militärisch und 
politisch von weittragendsten Folgen" sein würde, und hielt „Bereitstellen 
von Unterstützungen" im Sinne seines früheren Vorschlages (Gorlice) für 
„dringend notwendig". Eine sofortige Rückfrage des Generals v. Falken¬ 
hayn bei General v. Cramon ergab, daß die bedrohliche Wendung der Lage 
bei der österreichisch-ungarischen 2. Armee dem General v. Conrad selbst erst 
nach Absendung seines Operationsvorschlages vom 7. April bekanntgeworden 
war. Dieser habe sich, wie Cramon meldete, gescheut, auf Grund der in¬ 
zwischen veränderten Lage persönlich und in unmittelbarem Anschluß an sein 
Telegramm um Unterstützung zu bitten. General v. Falkenhayn antwortete 
nunmehr, es sei „nach Zeit und Raum unmöglich, daß vom Westen aus 
noch rechtzeitig Kräfte dorthin verschoben werden könnten, um ein durch die 
gestrigen Verhältnisse etwa veranlaßtes Zurückweichen der 2. Armee zu ver¬ 
hindern". 
Die in den nächsten Tagen bei der deutschen Obersten Heeresleitung 
eingehenden Nachrichten rückten die Lage des österreichischen Verbündeten in 
ein immer ungünstigeres Licht. Am 10. April lief ein vom 8. datierter 
Bericht des Generals v. Cramon ein, in dem die schwierige Lage der öster¬ 
reichisch-ungarischen 2. und 3. Armee wie folgt geschildert war: „Die Trup¬ 
pen dieser beiden Armeen sind durch die monatelangen Kämpfe in den Kar¬ 
paten ermüdet und mürbe. Infolge niederer Gefechtsstärken und aus 
Mangel an Reserven stets in vorderster Linie verwendet, haben sie enorme 
Verluste erlitten und sind am Ende ihrer Kraft (die 2. Armee hat allein im 
Monat März rund zwei Drittel ihrer Gesamtstärke verloren). Dazu 
kommen die durch die Nationalitätenfrage gezeitigten unsicheren Elemente... 
Immerhin glaube ich, daß durch eine noch größere Vermischung mit deut¬ 
schen Truppen geholfen werden könnte ... Einen heilsamen Schrecken 
scheinen die Russen durch das plötzliche Auftreten der deutschen Truppen 
erhalten zu haben." Die Lage bei der 2. Armee erschien besonders ernst. 
„Cin völliges Zurückgehen dieser Armee würde die Stellung der Südarmee 
und somit des ganzen Ostflügels stark gefährden, ja vielleicht auch zum
	        
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