Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [1]. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr (7. 1931)

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Der Entschluß zum Durchbruch bei Gorlice. 
4. April. 
Hilfe starker deutscher Truppen bewerkstelligen. Ich habe hier sofort betont, 
daß eine Bereitstellung der zu diesem Zwecke erforderlichen Kräfte — etwa 
vier Divisionen — nach meinem Dafürhalten unter den gegenwärtigen Ver¬ 
hältnissen nicht angängig sein würde, was Exzellenz v. Conrad übrigens 
selbst schon befürchtete...." Diesem Bericht des Generals v. Cramon lag 
ein Kartenausschnitt mit den Stellungen der österreichisch-ungarischen 2. und 
3. Armee bei. In ihm war ein Pfeil von Gorlice auf Zmigrod ein¬ 
gezeichnet mit dem Vermerk: „Vorschlag 4 deutsche Infanterie-Divisionen." 
In der Besprechung, die General v. Falkenhayn am 4. April in Berlin 
mit dem österreichisch-ungarischen Generalstabsches hatteH, gab er seiner Be¬ 
sorgnis Ausdruck, ob das verbündete Heer in der Lage sei, die Karpaten- 
Front dem neuen Ansturm der Russen gegenüber zu halten. General 
v. Conrad konnte nur versichern, daß von seiner Seite das Möglichste hierzu 
geschehe. Eine weitere deutsche Unterstützung bezeichnete General v. Falken- 
Hayn für den Augenblick als nicht möglich. General v. Conrad gewann 
den zutreffenden Eindruck, daß die deutsche Obersts Heeresleitung sich noch 
nicht schlüssig geworden sei, auf welchem Kriegsschauplatz sie die in der 
Neuaufstellung begriffenen Truppenverbünde einsetzen wolle. Aber einen 
Offensivstoß aus der Gegend von Gorlice im Sinne der durch General 
v. Cramon übermittelten Anregung Conrads ist bei dieser Gelegenheit an¬ 
scheinend nicht gesprochen worden"). 
Der deutsche Generalstabschef hielt es nunmehr unter dem Zwang der 
kritischen Lage an der Karpaten-Front doch für nötig, der Frage des Ein¬ 
satzes starker deutscher Kräfte auf dem östlichen Kriegsschauplatz ernsthaft 
näherzutreten, so unerwünscht ihm auch eine solche Maßnahme aus den 
schon entwickelten Gründen war. Cr legte seinen Erwägungen aber nicht 
nur den in dem Vorschlage des Generals v. Cramon geltend gemachten 
Gesichtspunkt zugrunde, „das Vordringen der Russen aufzuhalten", 
sondern richtete seine Gedanken von vornherein auf ein höheres Ziel, auf 
eine mit wesentlich stärkeren Kräften auszuführende Operation größeren 
Stils, durch die die österreichisch-ungarische Front und damit auch die Ge- 
samtkriegsührung der Verbündeten von dem auf ihr lastenden Drucke end- 
1) 6.340. 
2) Die deutschen Akten enthalten keinerlei Angaben über den Inhalt der Be¬ 
sprechung. Hingegen hat General v. Conrad hierüber eingehend am 6. April in einem 
Briefe an General v. Bolfras berichtet. Der Gedanke eines Offensivstotzes aus der 
Gegend von Gorlice ist dabei nicht erwähnt. General v. Falkenhayn hat in einer 
Zuschrift vom 28. Februar 1920 an das Reichsarchiv bestimmt in Abrede gestellt, daß 
über diesen Offensivstotz gesprochen worden sei, „weil dadurch jede Hoffnung, die 
Österreicher zum Nachgeben gegen Italien zu bringen, vernichtet worden wäre".
	        
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