Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [1]. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr (7. 1931)

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Wechselnde Pläne des Generals v. Falkenhayn. 
Da indes die politischen Vorbedingungen für die Operation gegen 
Serbien, das Übereinkommen mit Italien und die Teilnahme Bulgariens 
noch nicht gesichert waren, so führten die weiteren Aussprachen über den 
serbischen Feldzug zunächst zu keinem greifbaren Ergebnis, trotz der 
anhaltenden Bemühungen des Generalseldmarschalls Freiherrn v. der Goltz 
während seines Aufenthaltes im deutschen Großen Hauptquartier in den 
ersten Apriltagen. Dieser vermerkt in seinen Tagebuchauszeichnungew): 
„Zu Falkenhayn etwa 10“, lange Unterhaltung über die Lage. Cr be¬ 
hauptet, ganz meiner Meinung zu sein. Cr habe sie von vielen Leuten 
schon gehört, es habe ihm aber keiner sagen können, woher er die Kräfte 
nehmen solle. Die Österreicher hielten kaum noch die Karpaten mit unserer 
Hilfe. Alles liege fest, auch in Frankreich. Man erwarte jetzt den Angriff 
der neuen englischen Armeen. Hinter unserem Flügel seien mühsam sechs 
Divisionen zusammengebracht... Diese (Serben) seien 200 000 Mann 
stark. Wir müßten der nötigen Übermacht halber 250 000 Mann aufbringen, 
gleich zehn Divisionen. Das sei unmöglich... Falkenhayn behauptet, seit 
sechs Wochen an der Konvention (mit Bulgarien)... zu arbeiten. Bul¬ 
garien zeige sich aber ablehnend. Jedermann rate zum Einschreiten in 
Serbien, aber keiner wisse neue Mittel anzugeben, wie es auszuführen sei. 
Ich erwiderte, daß mich der Vorwurf nicht treffe, da ich die Hilfe von zwei 
starken und guten türkischen Korps brächte. Dies erkennt General v. Falken¬ 
hayn an, ohne aber zunächst auf meinen Vorschlag endgültig ein¬ 
zugehen." 
Beim Scheiden aus dem Großen Hauptquartier am 3. April konnte 
Generalfeldmarschall Freiherr v. der Goltz als sichtbares Zeichen seines 
Wirkens nur ein Schreiben des Kaisers an den Sultan mitnehmen, das den 
serbischen Feldzug in „naher Zukunft" verhieß. Cr war aber mit Recht 
überzeugt, für seine Auffassung der Balkanlage bei General v. Falkenhayn 
volles Verständnis gefunden und dessen Entschluß gestärkt zu haben, den 
serbischen Feldzug, sobald es die Gesamtlage erlauben würde, in die Tat um¬ 
zusetzen. Bereits wenige Tage nach der Abreise des Generalfeldmarschalls 
aus dem Großen Hauptquartier hatte General v. Falkenhayn die schriftliche 
Zusage Cnver Paschas vom 12. April in der Hand, „zu einer gemeinsamen 
Operaüon gegen Serbien der bulgarischen Armee zwei Armeekorps zur 
Verfügung zu stellen". In einem anschließenden Telegrammwechsel be¬ 
zeichnete General v. Falkenhayn nach anfänglichem Zögern schließlich die 
Zeit um Ende Mai als möglich für den serbischen Feldzug, vorausgesetzt, 
daß bis dahin Klarheit über die Mitwirkung Bulgariens geschaffen sei. 
0 Generalfeldmarschall Colmar Freiherr v. der Goltz „Denkwürdigkeiten": 
S. 400.
	        
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