Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [1]. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr (7. 1931)

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Wechselnde Pläne des Generals v. Falkenhayn. 
heraus, so war nicht vor Mitte Mai mit dem Beginn der Operation zu 
rechnen. Diese selbst nahm auch bei günstigem Verlaufe ein bis zwei 
Monate in Anspruch. Bis dahin war jede ernsthafte Einwirkung auf die 
Vorgänge auf anderen Kriegsschauplätzen durch Kräfte des deutschen West- 
Heeres ausgeschlossen. Eine solche Belastung konnte General v. Falkenhayn 
nur dann auf sich nehmen, wenn er den sicheren Glauben besaß, unter An- 
spannung aller Kräfte des Westheeres einen kriegsentscheidenden Sieg im 
Westen erringen und damit eine ungünstige Entwicklung an anderer Stelle 
wieder ausgleichen zu können. 
Für den 6. April war Oberst v. Seeckt erneut nach Mözitzres berufen 
worden. General v. Falkenhayn eröffnete ihm, er sei mit seinem Crkun- 
dungsbericht einverstanden. Dessen Vorschläge sollten, „wenn es zu einer 
großen Durchbruchsoperation im Westen käme", dieser zugrunde gelegt 
werdenst. Bei dieser Besprechung hatte Oberst v. Seeckt sich auch über die 
Aussichten einer Durchbruchsoperation über die Aisne im Sinne des vom 
Oberkommando der 1. Armee vorgelegten Entwurfes geäußert. Der In¬ 
halt seiner Darlegungen geht aus einer von ihm am 11. April eingereichten 
zweiten Denkschrift hervor. Sein in den Einzelheiten etwas abweichender 
Vorschlag verlangte neben den Kräften, die den ersten Durchbruch auszu¬ 
führen hatten (sechs Korps außer zwei bereits in vorderer Linie befind¬ 
lichen), noch eine Operationsarmee, deren Stärke nicht angegeben wurde 
und die nach Südosten vorgehend mit der 7. Armee zusammen eine Ent¬ 
scheidung gegen den Feind auf dem rechten Marne-Äser herbeiführen sollte. 
Am meisten gefährdet war hierbei die rechte Flanke, gegen die der Feind 
erhebliche Truppen heranführen konnte. Im ganzen waren offenbar die 
Kräfte, die Oberst v. Seeckt hier verlangte, kaum geringer als für den An¬ 
griff zwischen Arras und Albert. „Der große Durchbruch (an der Aisne)", 
so hieß es in seinem Gutachten, „bietet die Aussicht, eine entscheidende 
Operation unter günstigen Bedingungen einzuleiten. Aus anderen Er¬ 
wägungen heraus wird aber trotzdem der Durchbruch nördlich der Somme 
für den aussichtsreicheren gehalten." 
Gleichzeitig hatte am 6. April General v. Falkenhayn den Obersten 
v. Seeckt beauftragt, sich mit den Dingen im Osten zu beschäftigen, die 
einen Einsatz der im Westen bereitgestellten Reserven dort nötig machen 
könnten. Teile dieser Reserven mußten indes bereits am folgenden Tage 
zur Stützung der Westfront herangezogen werden, da der feindliche Druck 
auf die Stellungen der Armee-Abteilung Strantz gefahrdrohend wurdest. Am 
12. April abends verfügte die Oberste Heeresleitung über zehn hinter der 
J) Mitteilung des Generalobersten v. Seeckt an das Reichsarchiv vom 13. No¬ 
vember 1927. — 2) S. 70.
	        
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