Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [1]. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr (7. 1931)

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Wechselnde Pläne des Generals v. Falkenhayn. 
fraglich erscheinen. Noch zweifelhafter war, ob es angesichts des Umstandes, 
daß General v. Falkenhayn weder über eine Heeresreserve verfügte, noch die 
Aussicht bestand, eine solche bis Mitte März zu erhalten, möglich sein 
würde, aus dem Osten so starke Kräfte den anderen Kriegsschauplätzen zu¬ 
zuführen, als zur Niederwerfung Serbiens und zur Herbeiführung einer 
Kriegsentscheidung im Westen nötig waren. Beide Aufgaben erschienen 
gleich dringlich. Die politische Lage sowie die Notwendigkeit der Herstellung 
einer gesicherten Verbindung mit der Türkei forderten die baldige Nieder¬ 
werfung Serbiens, zum mindesten die Eroberung des Negotiner Zipfels. 
Andererseits drängten mancherlei Gründe dazu, wenn irgend möglich noch 
in diesem Frühjahr im Westen die Kriegsentscheidung 
herbeizuführen. Cs unterlag keinem Zweifel, daß dieses Ziel 
später, wenn erst einmal die für den Sommer zu erwartenden englischen 
Verstärkungen aus der Kitchener-Armee aus dem Festlande verwendungs¬ 
fähig waren, immer schwerer erreichbar wurde. Das zur Zeit im Westen 
bestehende Kräfteverhältnis begünstigte eine deutsche Offensive noch am 
ehesten in naher Zukunft. In der zweiten Februarhälfte standen hier rund 
92 deutsche Divisionen gegen 9V) der Alliierten. Zur Herbeiführung der 
Kriegsentscheidung bedurfte es indes im Westen eines erheblich größeren 
Truppen- und Materialeinsatzes als im Osten. Denn auf der erstarrten 
Westfront mußte, ehe man zur Operation gelangte, auf einem verhältnis¬ 
mäßig breiten Frontteil der Durchbruch gelingen. Schon dieser bean¬ 
spruchte größere Kräfte, die Operation voraussichtlich noch stärkere, da ihre 
Durchführung bis zur Kriegsentscheidung dauernde Zuführung von Ver¬ 
stärkungen erforderte. Vorbedingung eines erfolgreichen Durchbruches war 
wiederum eine besonders zahlreiche schwere Artillerie und ein ungewöhn¬ 
lich hohes Maß an Munition. General v. Falkenhayn konnte am 
19. Februar bei Absendung seiner Drahtung an den Oberbefehlshaber Ost 
nicht im unklaren darüber sein, daß ihm so starke Kräfte an Reserven und 
Material aus dem Osten kaum zur Verfügung gestellt werden konnten. Er 
scheint daher zu jenem Zeitpunkt in Serbien und im Westen weniger an 
eine kriegsentscheidende Operation als an kurze, geringere Kräfte bean¬ 
spruchende Offensivschläge gedacht zu haben, in Serbien zur Eroberung des 
Negotiner Zipfels und damit zur Herstellung einer Verbindung mit der 
Türkei, im Westen zur Hebung der Moral der sich nun schon monatelang im 
Stellungskrieg aufreibenden Westtruppen^). Ein solches Ziel hatte 
9 Nach damaliger Schätzung der Nachrichtenabteilung der deutschen Obersten 
Heeresleitung. 
2) Vgl. das nicht abgesandte Schreiben vom 27. Dezember 1914 an den Ober¬ 
befehlshaber Ost, Band VI, S. 421/422.
	        
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