Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [1]. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr (7. 1931)

Vorbereitungen zur Offensive am Narew. 
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mal mehr imstande sei, den Gegner aufzuhalten, die Armee in eine sehr- 
schwierige Lage gebracht habe. Mindestens zwei deutsche Divisionen 
feien im Vorrücken auf Szczuczyn; da er ihnen nichts entgegenzusehen habe, 
halte er es für nötig, das III. sibirische Korps, das XXVI. Korps und 
den linken Flügel des XX. zurückzunehmen. 
Gleichzeitig aber wurde die Aufmerksamkeit der Heeresgruppe auch 
durch das Vorgehen der Deutschen südlich Ortelsburg gegen den Auf- 
marschraum der 12. Armee in Anspruch genommen. General Rußki hatte 
am 8. Februar den Eindruck, daß die Deutschen auf der ganzen Front von 
Iohannisburg bis zur Weichsel im Vorgehen seien, und befahl daher, in 
den nächsten Tagen in erster Linie die Verstärkungen an dieser Stelle ein¬ 
zusehen. Mehr als sieben Infanterie-Divisionen wurden für die Rarew- 
Front bestimmt, und zwar: das Gardekorps und die 1. kaukasische Schühen- 
Brigade nach Lomza, das XXVII. Korps nach Przasnysz, das II. Korps 
und die 5. Schützen-Brigade nach Ostrolenka sowie die 2. Kavallerie-Divi¬ 
sion nach Pultusk. Zur 10. Armee sollte nur % 68. Reserve-Division 
kommen. Links der Weichsel wurde ein weiteres Korps, das XIX., zum 
Abtransport bereitgestellt. 
Inzwischen war aber auch der Nordflügel der russischen 10. Armee 
vom Angriffsstoße der Deutschen völlig überraschend getroffen worden und 
mußte, weichen. Man schätzte den Gegner hier zunächst auf drei Divi¬ 
sionen. In der Nacht zum 11. Februar erkannte der Armeeführer, daß 
das III. Korps „stark erschüttert, ein Teil zersprengt, alles übrige im Rück¬ 
züge auf Kowno und Marjampol fei1)". 
General Rußki ließ sich jedoch durch diese Ereignisse in seinen Vor¬ 
bereitungen für den Angriff gegen die Südfront Ostpreußens zunächst nicht 
beirren. Cr nahm an, daß die Flügel der 10. Armee nur von je etwa 
einem deutschen Korps angegriffen würden und daß etwa eine deutsche 
Division südlich Ortelsburg angreife. Bei Mlawa und westlich sowie bei 
den Armeen links der Weichsel schien es ruhig. Die 10. Armee sollte vor 
dem deutschen Drucke bis Marjampol—Lyck ausweichen, um später 
zugleich mit der 12. Armee ebenfalls zum Angriff überzugehen. Unter 
dem Eindruck des deutschen Vordringens gegen Grajewo und der weiterhin 
ungeklärten Lage auf dem Nordflügel mußte er dem Armeeführer aber am 
11. Februar mittags anheimstellen, „nach Umständen zu handeln"; auf alle 
Fälle müffe versucht werden, die Linie Kowno—Sejny—Augusiow— 
Osowiec zu halten; dabei sei Augusiow als Ausgangsstellung für die 
spätere Offensive um jeden Preis zu behaupten, wenn möglich auch 
0 Rjesnamow, I, S. 66.
	        
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