Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [1]. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr (7. 1931)

Das Ergebnis der Berliner Beratung vom 1. Januar 1915. 
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General v. Falkenhayn faßte das Ergebnis der Berliner Beratung 
am 2. Januar in einem Telegramm an den österreichisch-ungarischen General¬ 
stabschef folgendermaßen zusammen: „S. M. haben sich mit meiner Euer 
Exzellenz mündlich vorgetragenen Stellungnahme einverstanden erklärt. Ab¬ 
gabe von Kräften vom West- zum Ostkriegsschauplah zur Zeit unmöglich. 
Ob die in Neubildung begriffenen Verbände Anfang Februar im Osten ein¬ 
gesetzt werden können, ist jetzt noch nicht zu entscheiden. Entscheidung hier¬ 
über in etwa drei Wochen hängt von dann bestehender allgemeiner Lage 
ab ..." Im gleichen Sinne wurde tags darauf an den Oberbefehlshaber Ost 
gedrahtet. In diesem Telegramm hieß es weiter: „Werden die Neubildungen 
dem Osten überwiesen, so kommt dies dem Verzicht auf jede offensive Be¬ 
tätigung im Westen für absehbare Zeit mit allen seinen ernsten Folgen 
gleich, was auch dort nicht aus den Augen verloren werden darf. Daß 
eine unmittelbare Stützung der Mitte oder des rechten Flügels der öster¬ 
reichischen Armee durch deutsche Truppen möglicherweise nötig sein wird, 
läßt sich freilich nicht bestreiten. Gegenwärtig liegt diese Notwendigkeit 
jedoch nach den Versicherungen und Zusagen des Generals v. Conrad noch 
nicht vor, und ohne zwingende Gründe wird sich niemand dazu ent¬ 
schließen .. ."1). 
Äber das Ergebnis der Beratungen berichtete General v. Conrad nach 
seiner Rückkehr nach Teschen an den ihm befreundeten Generaladjutanten 
des Kaisers Franz Joseph und Chef der Militärkanzlei, Baron Bolfras: 
„Falkenhayn äußerte, es sei ihm gleich, wo der Erfolg errungen werde, ob 
im Osten oder Westen, wenn er nur überhaupt errungen wird. Cr sei voll¬ 
kommen bereit, die Neuformationen auch im Osten einzusetzen, und zwar 
selbst in den Karpaten^), wenn es die Lage erfordern sollte..." Weiter 
hieß es in diesem Briese: „Eine große Schwierigkeit liegt in der 
Rivalität zwischen dem Deutschen Kaiser mit Falkenhayn als Feldherrn 
im Westen und Hindenburg mit Ludendorff als Feldherrn im Osten. Wäre 
der Deutsche Kaiser in Berlin, so läge die Sache leichter. Aber ich glaube, 
daß in einer so ernsten Zeit alle persönlichen Aspirationen zurückzutreten 
Haben. Erschiene es aber möglich, Kaiser Wilhelm nach Berlin zu bringen 
als Leiter sowohl des West- wie des Ostheeres, so erschiene mir dies vor¬ 
teilhaft." Freilich hatte General v. Conrad hierbei sogleich den Sonder- 
1) Näheres S. 77. 
2) Hier liegt ein Mißverständnis des Generals v. Conrad vor. General 
v. Falkenhayn hat bei der Bereitwilligkeit, Kräfte nötigenfalls in den Karpaten 
einzusetzen, nicht an deutsche Neuformationen oder Kräfte des westlichen Kriegsschau¬ 
platzes, sondern nur an entbehrliche Kräfte aus dem Bereich des Oberbefehlshabers 
Ost gedacht.
	        
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