Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [1]. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr (7. 1931)

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Die Winter-Masurenschlacht. 
Wesentlich größere Marschleistungen als die beiden Reservekorps ver¬ 
mochte das XXL Armeekorps aufzuweisen. General Fritz v. Below 
hatte befohlen: „Marschschwache sind zurückzulassen und die Munitions¬ 
fahrzeuge gründlich zu erleichtern. Von den berittenen Waffen erwarte 
ich, daß sie die Mittel finden, den Marsch entweichender feindlicher 
Kolonnen auch auf weite Entfernungen zu stören." 
Von der 42. Infanterie-Division marschierte in aller Frühe 
eine gemischte Abteilung (eine Kompagnie ohne Gepäck, eineinhalb Eska¬ 
drons, eine Batterie mit Schlitten) unter Major v. Fahland nach Sejny. 
Als sie sich nach einer Tagesleistung von 37 km auf Wegen, die durch die 
wärmende Sonne völlig aufgeweicht waren, am Nachmittage Sejny näherte, 
stieß sie auf starke Lebensmittel- und Viehtransporte der Nüssen, die nach 
kurzem Kampfe mit der Bedeckung erbeutet wurden. Am späten Abend traf 
auch die Vorhut unter General v. Cstorff im Orte ein; die Division bezog 
im Raume Sejny—Widugiery Unterkunft. General v. Cstorff meldete: „Die 
Truppe ist am Ende ihrer Leistungsfähigkeit und kann vor morgen mittag 
nicht marschieren." Cr konnte aber auch weiter melden: „Cs hat den An¬ 
schein, als ob der Gegner noch nicht mit allen Teilen die Linie Widugiery— 
Sejny überschritten hat und wir nunmehr im Rücken der feind- 
lichenArmeestehen." Etwas später traf der Funkspruch des Armee- 
Oberkommandos ein, der auf die im Abmarsch befindlichen russischen 
Kolonnen hinwies und mit den Worten schloß: „Großer Erfolg winkt." 
Auch die 31. Infanterie-Division hatte eine Abteilung voraus¬ 
gesandt, die am späten Abend in Sereje eintraf. Das Gros der Division 
erreichte bei völliger Dunkelheit Lozdzieje. 
Abermals hatte die Truppe trotz unsäglicher Schwierigkeiten der Füh¬ 
rung mustergültig in die Hand gearbeitet, ja deren Forderungen überboten. 
Die Leistungen des XXL Armeekorps an diesem Tage müssen als das 
Höchste an Marschfähigkeit bezeichnet werden, was von der Infanterie 
erwartet werden kann. Die 42. Infanterie-Division hatte auf schlechtesten 
Wegen im Tauschnee 35 bis 40 Kilometer zurückgelegt. Die großen 
Straßen von Suwalki nach dem Riemen waren nunmehr gesperrt. Der 
Feind, der noch im Raume um Suwalki kämpfte, mußte entweder hier 
durchbrechen oder dem Druck von Norden durch Abbiegen nach Südosten 
nachgeben. Dann geriet er aber in die großen Waldungen zwischen 
Augustow und Grodno. Der Drang nach vorwärts, der die Divisionen zu 
solchen fast unmöglich scheinenden Leistungen befähigt hatte, entsprach ganz 
dem Geiste, der im Generalkommando des XXI. Armeekorps herrschte. 
Dieses traf am späten Abend in Sejny ein, zu einer Zeit, wo sich außer der 
Kompagnie der Abteilung Fahland noch keine Infanterie im Orte befand.
	        
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