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Die WinLer-Masurenschlacht.
9. Februar.
her nur vier Schwadronen aus der bisherigen Kampffront hätten heraus¬
gezogen werden können, zwei Aufklärungseskadrons noch heute nacht
abritten, die Division jedoch im ganzen nicht vor dem 10. Februar ver¬
wendungsbereit sei.
Das Armee-Oberkommando 10 hatte sich bis in die Nachmittags¬
stunden über alle Vorgänge auf dem laufenden halten können, da die Truppe
fast noch nirgends die bisherige Sicherungslinie der 1. Kavallerie-Division
überschritten hatte und die Fernsprechverbindungen zu den Stäben ein¬
wandfrei arbeiteten. Eines schien sicher: der Feind war sich der Gefahr,
in der er schwebte, noch nicht bewußt. Die Luftaufklärung hatte bis
4® nachmittags keinerlei rückgängige Bewegungen beim Gegner festgestellt;
erst ein russischer Funkspruch von 33® nachmittags, der in Insterburg um
585 nachmittags bekannt wurde, ließ erkennen, daß der Feind den Beginn
einer großen Schlacht zu ahnen anfing. An das Herausziehen der
1. Kavallerie-Division war unter den gegebenen Amständen noch
nicht zu denken, ebensowenig an ein Zusammenziehen der 5. Garde-
Infanterie- Brigade. Cs ließ sich voraussehen, daß von beiden
Verbänden am 9. Februar erst schwache Teile verfügbar sein würden.
Neue Befehle für den 9. Februar brauchte das Armee-Oberkommando
nicht zu erlassen. Die Marschstraßen waren auf Tage hinaus verteilt,
nirgends hatte sich die Ausgangslage so entscheidend verändert, daß ein
Eingreifen nötig geworden wäre. Der leitende Gedanke blieb: F e st -
halten des Feindes aus dem Südslügel, möglich st er
Raumgewinn auf dem Nordflügel.
Das XXXVIII. Reservekorps benutzte die Nachtstunden, um
sich an die feindlichen Stellungen heranzuarbeiten. Bei Morgengrauen
wurden Vorstellungen der Russen gestürmt; gegen 11° vormittags war der
Feind mit einem Gesamtverlust von 1900 Gefangenen und vier Maschinen¬
gewehren geworfen. Auch seitwärts der Cinbruchsstellen räumte er nun
seine vordere Linie und versuchte sich weiter rückwärts, bei Küssen und
etwa 5 km nordwestlich Pillkallen, noch einmal zu setzen. Auf Weisung
des Armee-Oberkommandos befahl der Kommandierende General, General
der Kavallerie v. der Marwitz, der ursprünglich geneigt war, die rechte
Division etwas zurückzuhalten, um II30 vormittags die allgemeine Ver¬
folgung aus Pillkallen. Küssen, das der Feind bald räumte, wurde von
der 75. Reserve-Division beseht. Die beiderseits der Bahn aus Pillkallen
vorgehende 76. Reserve-Division unter Generalleutnant Elster-
mann v. Elster begegnete noch geringerem Widerstande. Alle Gefangenen-
aussagen bestätigten, daß der Feind vor dem XXXVIII. und XXXIX.
Reservekorps nicht stärker als eine Division war.