Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [1]. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr (7. 1931)

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Die Winter-Masurenschlacht, 
erwarten waren, folgenden, seine bisherigen Weisungen ergänzenden Be¬ 
fehl: „8. und 10. Armee greifen an, und zwar gehen zunächst vor: 8. Armee 
am 7. Februar mit ihrem rechten Flügel über die Linie Kurwien—Rud- 
czanny auf Kolno—Iohannisburg; 10. Armee am 8. Februar mit XXXIX., 
XXXVIII. und XXI. Armeekorps über die Linie der verstärkten 1. Kaval¬ 
lerie-Division, mit dem rechten Flügel etwa auf Küssen, mit dem linken weit 
umfassend an oder nördlich der Memel." Damit waren den Armeen ihre 
nächsten Ziele und Aufgaben gegeben und alle Kräfte vollständig eingesetzt 
worden, außer einer Reserve von einigen schweren Batterien, deren Ver¬ 
wendung erst später beim Angriff auf die befestigten Plätze in Betracht 
kommen konnte. Der Gedanke der beiderseitigen Amfassung war klar zum 
Ausdruck gebracht worden. Für den südlichen Stoßflügel bildete die breite, 
sumpfige Bobr-Niederung mit der Festung Osowiec eine Schranke, die der 
ausholenden Bewegung eine Grenze sehte. Im Norden mochte zunächst 
dem Niemen (Memel) eine ähnliche Bedeutung zukommen. Der 10. Armee 
war es überlassen worden, ob sie über den Fluß hinübergreifen wollte. 
Angesichts der schlechten Wegeverhältnisse entschied sie sich dafür, ihren 
äußersten Flügel südlich des Flusses zu halten. Die Amfassungsgruppen 
konnten nicht von vornherein seitwärts gestaffelt werden, sondern mußten 
aus ihrer Versammlung hinter den Flügeln der bisherigen 8. Armee zunächst 
den Widerstand der gegenüberliegenden Feindfront brechen, um dann erst 
gegen die Flanken einzudrehen. Cs standen deshalb den Amfassungskolonnen 
weite Märsche bevor, die um so anstrengender und auch zeitraubender werden 
mußten, als die Wetterlage die größten Schwierigkeiten zu machen drohte. 
Cin Winterseldzug stand bevor, in dem Witterungseinflüsse der Operation 
unvorhergesehene Hindernisse in den Weg stellen konnten. 
Seit einigen Tagen herrschte eisiger Schneesturm. Straßen und Eisen¬ 
bahnen waren verweht, ein Vorgehen außerhalb der Wege wurde auch für 
den einzelnen Mann fast unmöglich. Auf den Straßen wechselten dicke, 
schwer durchschreitbare Schneemassen mit spiegelglatten, eisbedeckten Flä¬ 
chen, die Mensch und Tier jeden Halt versagten. Zwar waren zur Über¬ 
windung der Marschschwierigkeiten in sorgsamer Vorbereitung Schneepflüge 
und Arbeitstrupps bereitgestellt, leichte Schlitten zum Nachführen von Ver¬ 
pflegung und Munition aus dem Etappengebiet herangezogen; auch Schlitten¬ 
kufen zum Befestigen unter den Rädern der Fahrzeuge und Geschütze stan¬ 
den zur Verfügung. Ob das alles bei einer Witterung, wie sie jetzt ein¬ 
getreten war, genügen würde, war immerhin recht fraglich. Ernste Sorge 
bereitete auch die Nachrichtenverbindung. Cs war zweifelhaft, ob solchem 
Wetter die Fernsprech- und Telegraphenleitungen gewachsen sein würden. 
Mit einiger Sicherheit durfte man nur auf Funkverbindung rechnen.
	        
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