Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [1]. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr (7. 1931)

Lage und Absichten der Ruffen im Januar 1915. 
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In der Denkschrift selbst hieß es weiter: „Einen entscheidenden Schlag 
gleichzeitig an der ganzen Front gegen unsere beiden Gegner zu führen, 
sind wir natürlich nicht in der Lage." Man müsse sich für die Richtung 
gegen Wien (Budapest) oder gegen Berlin entscheiden. Rach Wien sei 
der Weg näher, man werde es nur mit den durch die früheren Niederlagen 
geschwächten Österreichern zu tun haben. Die Offensive auf Wien werde 
auch Rumänien und Italien geneigt machen, sich auf die russische Seite zu 
schlagen, und das könne dann „sogar den völligen inneren Zusammenbruch 
der ganzen österreichisch-ungarischen Monarchie bewirken". Andererseits 
treffe der Vormarsch auf Wien (Budapest) nur den „Gegner zweiten Ran¬ 
ges" und erscheine „vom Gesichtspunkt der gemeinsamen Verbandsinteressen, 
die einen konzentrischen Schlag gegen unseren Hauptgegner, die Deutschen, 
erfordern, unvorteilhaft". 
In dieser Hinsicht — so hat General Danilow nach dem Kriege er¬ 
läuternd eingeschaltet — hatten sich die Verhältnisse seit Kriegsbeginn 
grundlegend geändert. Damals sei das Heer der Donau-Monarchie für 
Rußland der stärkste Gegner gewesen. Im Januar 1915 aber habe man 
nicht mehr annehmen können, daß es noch zu selbständiger Offensive fähig sei. 
Die Deutschen aber hätten ihre Kräfte an der Ostfront inzwischen von fünf 
auf fünfzehn Armeekorps gebracht (ungerechnet die einzelnen Brigaden und 
Divisionen) und hätten seitdem, „was ihre Stärke anbelangt, unter allen 
unseren Gegnern an erster Stelle gestanden". Stieß man mit voller Kraft 
tief nach Österreich-Ungarn hinein, so wäre man nicht mehr stark genug ge¬ 
wesen, gleichzeitig einen großen deutschen Angriff abzuwehren, den man 
trotz der Kämpfe im Westen doch immer noch für durchaus möglich hielt. 
Daher sei der Vormarsch auf Wien nur in Frage gekommen, wenn man der 
Donau-Monarchie dadurch „in kurzer Zeit einen tödlichen Schlag" versehen 
konnte. Das aber sei sehr unsicher gewesen. Schließlich aber hätte selbst 
die erfolgreiche Durchführung dieser Operation noch lange nicht das Ende 
des Krieges bedeutet. 
In seiner Denkschrift zog General Danilow den Schluß, daß nur 
eine Möglichkeit bleibe: entscheidender Schlag gegen die Deutschen. Der 
aber erschien schwierig^), da die deutschen Grenzgebiete über ein ungemein 
reich entwickeltes^) Eisenbahnnetz verfügten. Der Gegner habe dadurch die 
Möglichkeit zu schnellen Truppenverschiebungen gehabt, durch die er den 
russischen Angriff jederzeit aufhalten oder von der Flanke treffen konnte. 
9 In dem Buche des Generals Danilow ist nicht immer sicher festzustellen, was 
in der Denkschrift selbst stand und was der Verfasser nachträglich erläuternd hinzu¬ 
gesetzt hat. 
9 D. h. im Vergleich zum Vahnnetz Rußlands und Österreich-Ungarns.
	        
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