Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [1]. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr (7. 1931)

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136 Die Karpaten-Offensive. 
4. Die russische Oberste Heeresleitung und die Operationen der 
Güdwestfront bis Mitte April. 
Lage und Absichten im Januar 1915. 
Karten Nr. 9, 14 und 18. 
Zu Beginn des Jahres 1915 litt Rußland unter schweren Sorgen. An 
der europäischen Front stand der Kamps. Im Kaukasus-Gebiet waren die 
Türken im Vordringen; der Großfürst hatte daher irr England eine Unter¬ 
nehmung gegen eine „empfindliche Stelle des Ottomanischen Reiches" an¬ 
geregt). Die Serben litten seit den schweren Kämpfen im Spätherbst unter 
solchem Mangel an Waffen, Munition und Verpflegung, daß sie zu grö¬ 
ßeren Kampfhandlungen unfähig waren. 
Die Verluste des russischen Heeres im ersten Kriegshalbjahre waren 
schwer gewesen. Um sie auszugleichen, hatte man zwar reichlich Ersatz- 
mannschaften bereit, konnte aber nur einen ganz geringen Teil mit 
Gewehren ausstatten. Der Mangel an Artilleriemunition schien sich zu 
einer unmittelbaren Gefahr auszuwachsen. Etwa 45 000 Schuß waren als 
Tagesbedarf für die Feldgeschütze errechnet, die Fabriken lieferten aber nur 
13 000, von Mitte Februar an hoffte man auf 20 000 täglich. Daher hatte 
der Generalstabschef, General Ianuschkewitsch, dem französischen Militär¬ 
attache General Laguiche am 26. Dezember 1914 eröffnet, eine wirkliche 
Offensive könne vor Juli 1915 nicht durchgeführt werden, es sei denn, daß 
Rußland auf ausländische Munition rechnen könne. Man begann bald 
daraus mit den Westmächten über Lieferung von Gewehren und Munition 
zu verhandeln, die aber — selbst wenn sie im Auslande in genügender 
Menge zur Verfügung standen — nur über den im Winter zugefrorenen 
Hafen von Archangelsk und dann auf wenig leistungsfähiger, teilweise 
schmalspuriger Bahn oder über Sibirien heranzuführen waren. Cs machte 
sich immer mehr fühlbar, daß man von den verbündeten Westmächten so 
gut wie abgeschnitten war, während Rußland selbst den ungeheuren Bedarf 
an Kriegsmaterial aller Art nicht decken konnte. 
Im Lande wie im Heere war die Stimmung nicht mehr die gleiche 
wie zu Kriegsbeginn. Opfer und Enttäuschungen waren zu groß gewesen. 
Die ersten Anzeichen von Friedenspropaganda begannen sich bemerkbar zu 
machen. 
Wie man die Lage an der europäischen Front zu Ansang des Jahres 
ansah, geht aus einer Denkschrift von Mitte Januar 1915 hervor, die 
0 S. 39.
	        
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