Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [1]. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr (7. 1931)

Die Gelände- und Witterungsverhältnisse in den Karpaten. 
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ungarischen Truppenteile bei Beginn der Offensive durch den langen Auf¬ 
enthalt in dem unwirtlichen Gebirgsgelände in ihrer physischen Leistungs¬ 
fähigkeit bereits gelitten. Für die neu einzusehenden deutschen Verbände 
kam hinzu, daß ihnen wichtige Vorbedingungen für einen Winterfeldzug 
im Gebirge fehlten: die Mannschaften waren an den Aufenthalt im Gebirge 
und die hiermit verbundenen vermehrten körperlichen Anstrengungen nicht 
gewöhnt, und trotz aller Bemühungen, Winterbekleidung und Ausrüstung zu 
beschaffen, blieb die Verwendung deutscher Truppen im Gebirge doch im 
großen und ganzen ein ohne hinreichende Vorbereitungen unternommenes 
Wagnis. 
Die in diesem Jahre außerordentlich ungünstige Witterung brachte 
weitere Schwierigkeiten. Sehr bald nach Beginn der Offensive trat nach 
klarem, ruhigem Frostwetter ausgedehnter Schneefall mit heftigen Winden 
ein, die sich oft zu gewaltigen Schneestürmen steigerten. Schneegestöber 
und dann wieder dichter Nebel ließen der Artillerie nur vorübergehende 
Wirkungsmöglichkeit. Nur auf Handschlitten und Tragetieren verladene 
Gebirgsartillerie war imstande, der Truppe abseits der fahrbaren Straße 
zu folgen, fahrende Artillerie blieb unrettbar im tiefen Schnee stecken, 
sobald sie die festen Straßen verließ; selbst einzelnen Fußgängern erging 
es ebenso. So ruhte die Hauptlast des Kampfes allein auf der Infan¬ 
terie. Anerhört waren die Anforderungen, die allein das Gelände an sie 
stellte: fast jeder Weg mußte erst ausgeschaufelt und getreten werden; 
bis zur Brust versanken oft die Infanteristen in den Schneeverwehungen 
und mußten sich unter Aufbietung aller Kräfte wieder herausarbeiten. 
Eisiger Wind peitschte das frosterstarrte Gesicht, überzog es mit schmerzen¬ 
der Eiskruste und ließ den vor Anstrengung dampfenden Körper erstarren. 
Dauernd mußten die Mannschaften für die versagenden Zugtiere ein¬ 
springen, um die Schlitten, auf denen Maschinengewehre, Gebirgsgeschühe, 
Munition und die Gesechtsbagage verladen waren, vorwärtszubringen. 
Trat die Truppe ins Gefecht, mußten die steifgefrorenen Hände sowie die 
Waffen erst aufgetaut werden, und waren Kampf und Marsch zu Ende, 
so fehlten Anterkunft und notwendige Pflege, häufig sogar warme Ver¬ 
pflegung. Oft nächtelang hintereinander mußte die Truppe bei 15 bis 20° 
Kälte im Freien übernachten. Der Abgang an Kranken wuchs daher zu 
bedrohlicher Höhe, und die körperliche und seelische Widerstandskraft der 
Truppe wurde einer harten Probe ausgesetzt. Weit in den April hinein 
hat dieser harte Gebirgswinter gedauert, und als dann Tauwetter und 
Regen einsetzten, beeinträchtigten Überschwemmungen und Versumpfung der 
Täler und Straßen Gefechts- und Marschfähigkeit der Truppe.
	        
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