Das Armee-Oberkommando S am 28. August.
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gestern abend auf Olizy zurückgeworfen" war und der weitere Angriff der
4. Armee aus der Linie Frenois südlich Sedan—Haraucourt—Mouzon erst
erfolgen sollte, „sobald die schwere Artillerie des Feindes niedergekämpft sei".
Kronprinz Wilhelm stand vor der schwierigen Frage, wie er
den wiederholten Bitten seines rechten Nachbars um Unterstützung am
besten nachkommen sollte. Denn darüber konnte kein Zweifel bestehen, daß
eine solche Unterstützung nicht nur Pflicht kameradschaftlicher Gegenleistung
für die in der Schlacht bei Longwy so verantwortungsfreudig durch das
VI. Armeekorps gebrachte Hilfe war, sondern auch für den glücklichen Fort-
gang der eigenen Offensivoperation von entscheidender Bedeutung werden
konnte. Mehr als bisher zeigte sich jetzt der große Nachteil, daß gerade
auf dem rechten Armeeflügel durch den Rückmarsch des V. Armeekorps das
Bindeglied mit der 4. Armee fortgefallen war. Das an seiner Stelle in
diese Rolle tretende XIII. Armeekorps war im Augenblick erst im Begriff,
sich an seine neue Vormarschstraße Grand Failly—Marville—Iametz—
Louppy heranzuschieben. Von Louppy bis Stenay betrug die Entfernung
dann noch einen halben Tagemarsch. Es ließ sich somit berechnen, daß der
Anfang des XIII. Armeekorps nicht vor Abend bei Stenay würde eintreffen
können, also jedenfalls zu spät, um noch vor Einbruch der Dunkelheit — selbst
ohne feindliche Gegenwehr — den Maas-Abergang zu vollziehen und jenseits
des Fluffes einzugreifen. Auf der anderen Seite mußte der Kronprinz mit
Recht Wert darauf legen, daß seine an sich schon geschwächten Kräfte, die
für die Operationen auf dem linken Maas-Ufer verfügbar blieben, nicht
bereits vor der Erzwingung des Überganges weit auseinandergerissen
wurden, wie es bei einer Entsendung des XIII. Armeekorps auf Stenay
unvermeidlich war. Inwieweit die drei Korps des rechten Flügels, das
XIII., VI. Reservekorps und XVI. Armeekorps, beim Kampf um den
Flußübergang selbst gegenseitiger Unterstützung bedürfen würden, ließ
sich zur Zeit auch noch nicht übersehen. Am wenigsten brauchte wohl das
XIII. Armeekorps mit starkem feindlichen Widerstand zu rechnen. Gerade
ihm fiel darum aber voraussichtlich die Aufgabe zu, den beiden anderen
weiter südlich gegen die Maas angesetzten Korps den Uferwechsel zu
erleichtern. Diese Überlegungen sprachen dafür, an dem Plan des ge-
schloffenen Vorgehens der drei Korps gegen die Strecke Dun—Sivry auch
unter den veränderten Verhältnissen festzuhalten und eine Entlastung für
die rechte Nachbararmee erst nach Lösung dieser nächsten Aufgabe durch
das XIII. Armeekorps und das Kavalleriekorps von Dun aus in der
strategisch besonders wirksamen Richtung gegen die rechte Flanke, womöglich
in den Rücken des dem VI. Armeekorps gegenüberstehenden Feindes zu
versuchen. So entschloß sich der Kronprinz, die einmal angeordneten
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