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Die deutsche Oberste Heeresleitung am 3. und 4. September.
Admiral Souchon die beiden Kreuzer der deutschen Mittelmeer-Division
nach Konstantinopel gerettet hatte, war dort die Stimmung für den Anschluß
unter dem Eindruck der Erfolge der Mittelmächte stark gestiegen. Am
4. September bat General v. Conrad die deutsche Oberste Heeresleitung um
Einverständnis zu etwaigen Unternehmungen der Türkei über das Schwarze
Meer gegen Odessa, im Kaukasus und von Syrien gegen Ägypten. In
seiner Antwort und in einer gleichlautenden Anweisung an den in türkischen
Diensten stehenden deutschen General der Kavallerie Liman v. Sanders
brachte Generaloberst v. Moltke zum Ausdruck, die Hauptsache sei, daß die
Türkei bald losschlage, und zwar allerspätestens nach beschleunigter Fertig-
stellung der Dardanellenbefestigungen. Operationen auf Odessa und gegen
Ägypten schienen ihm besonders aussichtsvoll. Für die militärischen Ope¬
rationen blieben aber diese Anregungen zunächst ohne Folge, ebenso wie
auch alle Versuche, Bulgarien oder Rumänien auf die Seite der Mittel¬
mächte herüberzuziehen.
Maßgebend war nach wie vor die Lage auf dem Kriegsschauplatz selbst,
in Frankreich einerseits, gegenüber Rußland anderseits, und dabei war der
Ausgang des großen Ringens im Westen von alles überragender Be¬
deutung. Im Vollgefühl der auf ihm lastenden Verantwortung war sich
Generaloberst v. Moltke am Abend des 4. September bewußt, „daß das
Schwerste noch bevorstehe"^). An der Hoffnung, auch dieses Schwerste glück¬
lich zu bewältigen, hielt er trotz mancher Enttäuschung und Sorgen
noch fest.
i) Helfferich, Der Weltkrieg, Band II, S. 17.