Volltext: Der Marne-Feldzug ; [1]. Von der Sambre zur Marne (3. 1926)

Verhalten des deutschen Südflügels am 3. September. 
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Aber die Lage an der belgischen Küste meldete die Kriegs- 
Nachrichtenstelle Brüssel, daß bisher mindestens 40 000 Engländer in Ostende 
gelandet seien. Teile von ihnen sollten mit den Belgiern nach Antwerpen, 
starke Teile nach Voulogne gerückt, Zeebrügge von Ostende aus besetzt 
sein. Die Gefahr im Rücken des deutschen Heeres schien im Wachsen. Die 
Nachricht von der Verlegung des Sitzes der französischen Regierung nach 
Bordeaux bestätigte sich. Gerüchte sprachen von einem Wechsel im sran- 
Mischen Oberkommando. General Pau wurde als neuer Oberbefehlshaber 
genannt. 
Der 4. September war reich an Enttäuschungen und ernsten Sorgen. Septem»«». 
Noch in der Nacht war ein Funkspruch der 1. Armee an die 2. und 
3. mitgehört worden, aus dem die überraschende Tatsache hervorging, daß 
die 1. Armee bereits gestern bei Chäteau Thierry und westlich die Marne 
überschritten hatte. Hinzugefügt war noch, daß beim Gegner teilweise 
Zeichen von Auflösung bemerkbar seien. Wenn sich hieraus auch noch nicht 
erkennen ließ, mit welchem Kräfteaufgebot die Armee einerseits den Vor- 
stoß über die Marne ausführte, anderseits den Flankenschutz des Heeres 
ausübte, so stand doch unter allen Umstünden fest, daß sie nicht nur dem 
Wortlaute, sondern auch dem Sinne des Befehls, der 2. Armee gestaffelt 
zu folgen, zuwiderhandelte. Mochte sie auch durch die Verfolgung über 
die Marne dazu beitragen, den Westflügel der Franzosen in der ge- 
wünschten Richtung von Paris abzudrängen, so beschwor sie doch damit 
gleichzeitig für die rechte Heeresflanke jene gefahrdrohende Lage herauf, 
die der Chef des Generalstabes des Feldheeres bei Erlaß seines Befehls 
am Abend des 2. September ausdrücklich hatte vermeiden wollen. Ein 
sofortiger Eingriff der Obersten Heeresleitung unterblieb zunächst noch, 
vielleicht in der Hoffnung, bald näheres über die Absichten und die Kräfte- 
Verteilung der 1. Armee zu erfahren. Vormittag und Nachmittag vergingen 
jedoch, ohne daß hierüber Klarheit erzielt wurde. Sie brachten erst in der 
siebenten Abendstunde zwei kurz nacheinander einlaufende Funksprüche des 
Armee-Oberkommandos 1*). Nach dem einen, der bereits am Nachmittag 
des 3. September abgesandt war, hatte die 1. Armee mit ihrem linken 
Flügel die Franzosen zurückgedrängt und bei Ehateau Thierry und westlich 
die Marne überschritten. Ihre Mitte war auf La Fert« fous Iouarre nach- 
gezogen, die Deckung der rechten Flanke gegen Nanteuil dem II. Armee- 
korps und IV. Reservekorps überlassen worden. Generaloberst v. Kluck 
wollte die bei Teilen des Feindes erkennbare Auflösung nach Kräften aus- 
*) S. 238 und 241. 
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