Mangelnde Kenntnis der Gesamtlage beim Armee-Oberkommando 1.
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entscheidende Siege bisher mehrfach gefolgt von Bitten um Unterstützung.
1. Armee ist unter fortdauernden schweren Kämpfen in Marschanforderungen
an Grenze der Leistungsfähigkeit angelangt. Nur so ist es gelungen, den
anderen Armeen den Marne-Llbergang zu öffnen, Feind zu weiterem Rück-
zug zu zwingen. IX. Armeekorps hat sich hierbei durch kühnes Zufassen
großes Verdienst erworben. Jetzt Hoffnung auf Ausbeutung des Erfolges.
Anweisung Oberster Heeresleitung, 1. Armee solle der 2. Armee gestaffelt
folgen, war in dieser Lage nicht zu befolgen. Beabsichtigte Abdrängung des
Feindes von Paris in südöstlicher Richtung wird nur durch Vorgehen der
I.Armee durchführbar sein. Notwendiger Flankenschutz schwächt Offensiv-
kraft. Baldige Verstärkung des rechten Flügels durch andere Teile
(III. Reservekorps oder VII. Reservekorps) dringend erwünscht. Weitere
schwere Entschlüsse 1. Armee bei stets wechselnder Lage nur möglich, wenn
dauernd über Stand bei anderen Armeen, die anscheinend weiter zurück,
unterrichtet. Verbindung mit 2. Armee ständig vorhanden."
Das Armee-Oberkommando 1 täuschte sich nicht darüber, daß seine
Bedenken reichlich spät vorgebracht wurden, daß insbesondere fein Wunsch
in bezug auf die Nachführung frischer Kräfte hinter der 1. Armee nur
dann eine baldige und rechtzeitige Wirkung haben konnte, wenn die Oberste
Heeresleitung von sich aus bereits in gleichem Sinne Anordnungen ge-
troffen hatte. Im übrigen ließ der Verlauf des Tages den Armeeführer in
seinem gewagten Entschlüsse nicht wankend werden. Zum ersten Male seit
langer Zeit konnte aus verschiedenen, zum Teil allerdings verstümmelten
Funksprüchen der 3. Armee einige Klarheit über die Verhältnisse in der
Mitte der deutschen Heeresftont erzielt werden. Bereits in der Nacht war
mitgehört worden, daß sich die 3. Armee in Besitz der Marne-Übergänge
von Tours bis Chklons setzen sollte. Der Feind befand sich auch vor ihr
im Rückzüge. Im Laufe des Vormittags teilte das Armee-Oberkom-
mando 3 weiter mit, daß die 4. Armee am heutigen Tage die Linie Marfon
—Valmy erreichen wolle. Die 2. Armee gab bald nach Mittag als Tages-
ziele für den 4. September Pargny la Dhuis—Cpernay, für den 5.Mont-
mirail—Vertus an. Auch die Besetzung von Reims durch die 3. Armee
wurde bekannt. So schien die Verfolgung auf der ganzen Front des
Schwenkungsflügels in gutem Fluß zu sein.
Über die Vorgänge bei der eigenen Armee und über den Verbleib des
Feindes vor ihrer Front ließ sich aus einer größeren Anzahl vortrefflicher
Fliegermeldungen und aus Mitteilungen der Generalkommandos ein ziem-
lich genaues Bild gewinnen. Vormittags und nachmittags wurden auf
den Straßen von Montmirail nach Cfternay unregelmäßige Kolonnen mit
ungleichen Abständen, teilweise in Anordnung, beobachtet. Südlich Csternay