Volltext: Der Marne-Feldzug ; [1]. Von der Sambre zur Marne (3. 1926)

222 Die deutsche Oberste Heeresleitung vom 31. August bis 2. September. 
Die gegenwärtige Lage der 3. und 4. Armee, deren Fortschritte für 
die 5.von entscheidender Bedeutung werden mußten, war am 31. August 
vom Standpunkt der Obersten Heeresleitung nicht klar zu übersehen. Beide 
Armee-Oberkommandos hatten, wie man wußte, abends zuvor die Fort¬ 
setzung ihres Vormarsches auf die Aisne zu ins Auge gefaßt. Meldungen 
über den Tagesverlauf blieben indessen aus. Aus mehreren mitgehörten 
Funksprüchen des Armee-Oberkommandos 3 an das Armee-Oberkommando 2 
ersah man wenigstens so viel, daß die 3. Armee erst für den 1. September 
einen Kampf mit starkem Feinde am Aisne-Abschnitt für bevorstehend hielt. 
Ihr rechter Flügel stand bei Avanczon, hatte den Fluß also bereits über¬ 
schritten. Generaloberst Freiherr v. Hausen beabsichtigte, diesen Flügel 
später „voraussichtlich östlich Reims" vorzuführen. Daraus konnte sich, 
wenn die Franzosen wirklich zu dem erwarteten Gegenangriff schritten, eine 
sehr günstige operative Lage mit Bedrohung ihrer Rückzugslinie ergeben. 
Alles kam darauf an, das Vorgehen der 3. und 4. Armee in Fluß zu halten. 
Als daher um 7" abends Generalleutnant Schmidt v. Knobelsdorf in einem 
Ferngespräch wiederum eindringlich darauf hinwies, daß die 4. Armee energisch 
vorgehen müsse, sonst sei der Maas-Übergang der 5. noch lange nicht mög¬ 
lich, erließ der Chef des Generalstabes des Feldheeres um 8° abends an die 
Armee-Oberkommandos 3 und 4 den gleichlautenden Funkbefehl: „Anauf¬ 
haltsames Vorwärtsgehen der 3. und 4. Armee im Verein mit 5. Armee 
dringend geboten, da 5. Armee schwer um Maas-Übergang kämpft." Kurz 
vor Mitternacht lief dann die Tagesmeldung des Armee-Oberkommandos 4 
ein. Nach dieser hatte der Feind den linken Flügel der 3. sowie die ganze 
4. Armee noch diesseits der Aisne angegriffen, war aber überall zurück- 
geworfen worden. Die 4. Armee wollte am 1. September ihren eigenen 
Angriff nach Süden fortsetzen. Die Oberste Heeresleitung sah hiernach der 
weiteren Entwicklung der Dinge im Vereich der 3. und 4. Armee mit 
Zuversicht entgegen und hoffte, daß auch die 5. Armee der kritischen Lage, in 
der sie sich augenblicklich noch befand, bald überhoben sein würde. „Heute 
und morgen kämpfen die Armeen der Mitte, es wird ein Cntfcheidungskampf 
sein, von dessen Ausgang unendlich viel abhängt" — so schrieb Generaloberst 
v. Moltke in einem Privatbriefe'). 
Nach dem Standpunkt, den die Oberste Heeresleitung seit dem 27. August 
zu den Aufgaben des deutschenSüdslügels — der 6. und 7. Armee — 
gegenüber der französischen Festungsfront eingenommen hatte, war ihr bis- 
her immer schnelles Zufassen der 6. Armee als notwendig erschienen, um 
entweder starke Kräfte des Feindes zu fesseln oder zwischen Toul und Cpinal 
v. Moltke a. a. O. S. 383.
	        
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