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Die Operationen der 1. und 2. Armee bis jut Oife.
den Raum Albert—Arras—Douai—Cambrai, ferner Amiens und die
dorthin von Norden, Westen und Südwesten heranführenden Straßen frei
vom Feinde. Hingegen stellte der hartnäckige Widerstand, auf den das
II. Armeekorps und der rechte Flügel des IV. Armeekorps noch diesseits
der Bahnlinie Amiens—Chaulnes gestoßen waren, außer Zweifel, daß
frische Kräfte des Feindes von Westen und Süd-
westen herangeführt und in den Kampf geworfen
waren. Bestimmt festgestellt wurden die 14. Division des französischen
VII. Armeekorps mit schwerer Artillerie, die, von Mülhausen über Paris
befördert, am 27.August bei Wiencourt ausgeladen sein sollte, ferner eine
größere Anzahl bei Amiens und am Avre-Abschnitt ausgeladener Reserve-
Alpenjäger-Bataillone, die zum Teil bereits am Kampf des 28. August
beteiligt gewesen waren. Meldungen der Flieger und der Heeres-
kavallerie ließen ferner darauf schließen, daß auch heute noch Truppen-
ausladungen, wenn auch nicht mehr an der Bahnstrecke Amiens—Nesle,
so doch weiter rückwärts stattfanden. Bei Moreuil sollten eine feind-
liche Infanterie-Division, bei Demuin und Bayonvillers je eine Brigade,
zwischen Vrsly und Warvillers etwa eine Brigade, bei Roys vier
bis sechs Bataillone, bei Noyon etwa eine Brigade — offenbar Eng¬
länder — stehen. Allem Anschein nach war also die I.Armee
in den noch nicht vollendeten Aufmarsch neuer feind-
licher Kräfte hineingestoßen. Der Sieg, der bei Proyart und
südlich davon errungen war, ließ sich zwar am Abend des 29. August
im Stabe des Armee-Oberkommandos noch nicht in seinem vollen
Umfange übersehen. Ohne weiteres ergab sich aber als nächste Aufgabe,
die bisher erzielten Erfolge durch kräftige Fortsetzung des Angriffs zu
vervollständigen, bevor es dem Feinde gelang, sich mit Hilfe etwaiger
Verstärkungen zu neuem nachhaltigen Widerstand zu setzen. Der Armee-
führer glaubte damit auch am besten den Weisungen der Obersten Heeres-
leitung zu entsprechen, nach denen der 1. Armee der weitere Vormarsch in
südwestlicher Richtung zufiel, und sie „Neubildungen des Gegners im
Operationsgebiet zu verhindern" hatte.
Im Armee-Hauptquartier war im Laufe des Tages mehrfach starker
Kanonendonner aus südöstlicher Richtung gehört worden. Man glaubte,
daß die Nachbararmee den Feind in der Verfolgung erreicht und zum
Kampfe gezwungen habe. Da kam gegen 630 abends ein überraschender
Funkspruch des Generalobersten v. Bülow, der die Lage in neuem Lichte
erscheinen ließ. „Die 2. Armee", hieß es hier, „steht in Linie Cssigny le
Grand—Mont d'Origny—Voulpaix—Haution in schwerem Kampf mit
anscheinend überlegenen Kräften." Frühzeitige Unterstützung am 30.