Volltext: Die Befreiung Ostpreußens (2. 1925)

Die Reibungen mit dem I. Armeekorps. 
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„Vorbewegungen geschlossener Abteilungen gegen die Grenze über 
die Linie Gumbinnen—Goldap verbiete ich bis auf weiteres unbe¬ 
dingt." Generaloberst v. Prittwitz hat sich aber nicht dazu entschließen 
können, die vorhandenen Meinungsverschiedenheiten durch persönliche 
Aussprache mit dem Kommandierenden General des I. Armeekorps zu 
klären. 
Trotz der nicht mißzuverstehenden Weisungen des Oberbefehlshabers 
blieb Generalleutnant v. Francis bei seinen Absichten. Die Bereit¬ 
stellung an der Angerapp und bei Gumbinnen—Insterburg schien ihm 
zuviel deutsches Land preiszugeben. Es stiegen auch Zweifel in ihm 
auf, ob das Armee-Oberkommando später den rechten Zeitpunkt finden 
werde, aus dieser Aufstellung zum Angriff überzugehen. Er wollte 
die seiner Meinung nach zu vorsichtige Armeeführung mit sich vorwärts 
reißen und begann daher sein ganzes Korps zum Schutz der Grenze 
bis in die Linie Goldap—Stallupönen vorzuschieben. Nur 
ein Infanterie-Regiment und Artillerie hielt er als „Gros" zurück. 
Dieses Vorschieben des Korps wurde dem Armee-Oberkommando nicht 
gemeldet und ist ihm in seinem vollen Umfange erst am 17. August be¬ 
kannt geworden. 
Dadurch, daß General v. Fran?ois versuchte, die tatsächliche Lage 
dem Oberkommando gegenüber nunmehr erst recht geheim zu halten, 
wurde sein Generalstabschef Oberst Freiherr Schmidt v. Schmidtseck 
in eine schwierige Lage gebracht, denn er unterstand nicht nur dem 
Kommandierenden General, sondern gleichzeitig auch dem Chef des 
Generalstabes der 8. Armee und war daher verpflichtet, diesen über die 
Lage des Korps auf dem laufenden zu halten. Das Verhältnis zwischen 
dem Kommandierenden General und seinem Generalstabschef wurde ein 
äußerst gespanntes. 
2. Die Versammlung an der Angerapp. 
(Skizze 2, 6. 71.) 
Beim Armee-Oberkommando nahm das Bild der Lage auf 
feindlicher Seite von Tag zu Tag festere Gestalt an, obgleich die eigenen 
Aufklärungsmittel im Verhältnis zur Weite des Raumes (500 Kilometer 
Grenze von Thorn bis Memel) und zur Stärke der feindlichen Reiterei 
nur gering waren. 
Die Lufterkundung, deutsche Flüchtlinge und Agenten bestätigten 
immer wieder, daß das westliche Polen von stärkeren feindlichen Kräften 
frei sei; nur die 1. Schützen-Brigade (Friedensstandort Lods) schien sich
	        
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