Volltext: Die Befreiung Ostpreußens (2. 1925)

Die Auffassung des Generalobersten v. Prittwih. 
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daß sie nicht durch Stehenbleiben gelöst werden kann, ist klar. Wohin 
aber die Stöße der Armee zu führen sein werden, läßt sich zur Stunde 
und wohl auch in den nächsten Tagen noch nicht übersehen . . . .“ 
Diese Direktive trug dem kühnen Angriffsgeist der Schlieffenschen 
Auffassung doch nicht in vollem Umfange Rechnung. Die in der Moltke- 
schen Ausmarschanweisung für die 8. Armee vorangestellte Ausgabe, die 
östlichen Provinzen gegen einen russischen Einfall zu schützen, war in ihr 
nicht erwähnt; sie war zurückgetreten gegenüber dem Gesichtspunkte, sich 
„die Weichsel als Basis" zu erhalten. Daraus darf nicht geschlossen werden, 
daß Generaloberst v. Prittwitz und sein Generalstabschef den Schuh Ost¬ 
preußens etwa abgelehnt und schon jetzt an einen frühzeitigen Rückzug 
hinter die Weichsel gedacht hätten. Das war nicht der Fall; vielmehr ver¬ 
anlaßte gerade Generaloberst v.Prittwitz, daß die zur Überschwemmung der 
Rogat-Riederung nach den Mobilmachungsvorarbeiten schon für die ersten 
Tage in Aussicht genommene Durchstechung der Dämme bis auf weiteres 
hinausgeschoben wurde. Er wollte versuchen, seine Aufgabe, so wie es 
der Aufmarschanweisung entsprach, durchzuführen, hatte dabei aber doch — 
übrigens nicht unberechtigte — Zweifel, ob er sie mit den verfügbaren 
Kräften werde lösen können. 
Der Aufmarsch der Verbände der 8. Armee verlief ohne irgend¬ 
welche Störung durch den Feind. Mit Nachdruck betrieb das Ober¬ 
kommando ihre Verstärkung durch Teile der Festungsbesatzungen von 
Königsberg und von der Weichsellinie. Die Russen hatten ihre 
Truppen fast überall von der Grenze zurückgezogen. Der befürchtete 
frühzeitige Einbruch großer feindlicher Kavalleriemassen blieb aus, ob¬ 
gleich sich ihm gerade in den ersten Mobilmachungstagen in Ostpreußen 
besonders gute Aussichten geboten hätten. Später wurde ein solches Unter¬ 
nehmen von Tag zu Tag aussichtsloser und damit unwahrscheinlicher. 
Die russische 4. Kavallerie-Division, die am 9. August allein gegen Bialla 
(30 km südwestlich Lyck) vorstieß, wurde unter Verlust von 6 Geschützen 
schon durch den Grenzschutz des XX. Armeekorps abgewiesen. Ander¬ 
seits kam es in Tsch en stoch au und in noch größerem Umfange in 
Kalisch zu verlustreichen Überfällen der Bevölkerung — möglicher¬ 
weise veranlaßt durch russische Agenten —auf deutsche Landwehrtruppen. 
Strenge Maßnahmen waren die Folge. 
Am 10. August war der Aufmarsch der zunächst für den Osten 
verfügbaren deutschen Kräfte beendet. 
Die Masse des österreichisch-ungarischen Heeres, unter dem 
Erzherzog Friedrich von Österreich mit General v. Conrad als 
Weltkrieg. II. Banb. A
	        
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