Volltext: Die Befreiung Ostpreußens (2. 1925)

25. Zuli. — Österreich-Ungarns Teilmobilmachung gegen Serbien. 27 
ungarischen Gesandten eine die Donau-Monarchie nicht befriedigende Ant¬ 
wort. Noch an demselben Tage befahl Kaiser Franz Joseph die 
Mobilmachung für den „Balkan-Fall". Sie umfaßte planmäßig1) 
drei Armeen mit 22y2 Divisionen Infanterie-) und 5 Kavallerie-Divi¬ 
sionen sowie Teile der Flotte. Um sich aber eine noch größere Überr 
legenheit und damit einen raschen und durchschlagenden Erfolg zu sichern, 
wurden noch weitere 3 Infanterie-Divisionen und 2 Landsturm-Brigaden 
mobil gemacht, im ganzen also 26 y2 Divisionen Infanterie gegen die 
erwarteten 12 serbischen und etwa 4 montenegrinische. 
Fe mehr sich in den nächsten Tagen die Lage zuspitzte, um so weniger 
fühlte man sich aber in Wien der Haltung Rußlands sicher. General 
v. Conrad hielt es für nötig, bis zum 4., „längstens 5. August" über 
Rußland Klarheit zu haben3). Am 28. Juli wurde an Serbien 
der Krieg erklärt. Die Feindseligkeiten wurden eröffnet; die Ope¬ 
rationen konnten aber erst am 12. August beginnen. General v. Conrad 
selbst hat das Unternehmen gegen Serbien, angesichts der ungeklärten 
Haltung Rußlands, damals gelegentlich als ein „Vabanquespiel" be¬ 
zeichnet1). 
Inzwischen liefen aus Rußland Nachrichten über militärische Vor¬ 
bereitungen ein. General v. Conrad wünschte nunmehr, daß Deutschland 
durch Anfrage und Vorstellungen in Petersburg baldigst Klarheit über 
Rußlands Haltung schaffe; des österreichisch-ungarischen Aufmarsches 
wegen brauche er sie bis spätestens zum 1. August5), das war der 5. „Mo¬ 
bilisierungstag" gegen Serbien. — Schon am 29. Juli will er Kenntnis 
erhalten haben von einer Mitteilung des russischen an den deutschen Bot¬ 
schafter in Wien, nach der die südwestlichen Militärbezirke Rußlands, 
Kiew, Odessa, Moskau und Kasan, mobil gemacht würden. „Rußland sei 
in seiner Ehre gekränkt und genötigt, entsprechende Maßnahmen zu er¬ 
greifen3)." — „Erst der 30. Juli brachte volle Klarheit"1): Mittags wurde 
die russische Teilmobilmachung aus Berlin amtlich bestätigt. Sie be¬ 
deutete die Bereitstellung von etwa 55 Infanterie-und Reserve-Divisionen. 
Das war mehr als die Gesamtstärke des österreichisch-ungarischen Heeres 
an solchen Verbänden und doppelt so viel, als von diesen, nach Abzug der 
für den Balkan schon mobil gemachten Kräfte, noch verfügbar waren. 
„Nunmehr trat der Entschluß zur Mobilmachung gegen Rußland — doch 
1) Kriegsarchiv Wien, Studie des Oberstleutnants Kißling. 
2) Dabei 2 selbständige Gebirgs-Brigaden und 5 Landsturm-Brigaden, zusammen 
gleich 372 Divisionen gerechnet. 
3) Conrad IV, S. 132. — ^Ebenda, S. 72. — &) Ebenda, S. 139. — 6) Ebenda, 
S. 142. — 7) Ebenda, S. 275.
	        
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