Volltext: Die Befreiung Ostpreußens (2. 1925)

Die österreichisch-ungarische Wehrmacht. 
19 
selbst wenn er sofort in Marsch gesetzt wurde, wahrscheinlich erst nach 
einigen Wochen an der Grenze gegen die Donau-Monarchie eintreffen. 
Die Mittelmächte hatten mit den Anstrengungen der Gegner zur 
Stärkung ihrer Wehrmacht nicht gleichen Schritt gehalten. 
Österreich-Ungarn war gegenüber den gewaltigen militärischen 
Anstrengungen Rußlands wie Serbiens immer mehr zurückgeblieben H. Die 
maßgebenden Stellen Deutschlands wußten das, glaubten aber vondemVer- 
such einer Einwirkung, um erkannte Mängel zu beheben, absehen zu müssen. 
Das Verhältnis war ein anderes als das zwischen Frankreich und Rußland. 
Die Gründe der militärischen Rückständigkeit Österreich- 
Ungarns lagen tief: Die Länder dieser Doppel-Monarchie bildeten keinen in 
sich geschlossenen, von nationaler Lebenskraft erfüllten Staat. Das festeste 
Bindeglied ihrer zahlreichen Volksstämme war, nächst dem gemeinsamen 
Herrscherhaus, immer noch die Wehrmacht und in ihr das Öffizierkorps. 
Dieses war trotz aller Mannigfaltigkeit doch von einheitlichem, staats- und 
kaisertreuem Geist beseelt. Um so mehr aber war gerade die Wehrmacht 
zum Zankapfel der verschiedenen Nationalitäten und politischen Parteien 
geworden; sie hatten die Entwicklung des Heeres so gut wie ganz zum 
Stillstand gebracht. Die Bemühungen des Generals v. Conrad, auch nur 
die notwendigsten Verstärkungen zu erreichen, blieben demgegenüber ebenso 
erfolglos wie die Versuche verschiedener Kriegsminister. Erst im Jahre 
1912 konnte die Regierung eine Erhöhung des Friedensstandes erreichen, 
die sich aber infolge der Balkanereignisse schon im Jahre daraus als völlig 
unzulänglich herausstellte. Die daraufhin im März 1914 bewilligten 
weiteren Verstärkungen sollten nur nach und nach durchgeführt 
werden. So betrug die Friedens stärke des Heeres bei Kriegsausbruch 
erst 478000 Köpfe. Der schwere Nachteil aber, daß bis zum Jahre 1912 
nur ein geringer Teil der Wehrpflichtigen ausgebildet worden war, hatte 
sich noch in keiner Weise ausgleichen lassen. Auch die an Zahl geringe 
und vielfach veraltete Geschützausstattung begann man erst seit 1914 
zu ergänzen. 
Seiner Gliederung nach bestand das österreichisch-ungarische Heer 
aus drei im Frieden völlig voneinander getrennten Teilen: dem Kaiser¬ 
lichen und Königlichen gemeinsamen Heer, der Kaiserlich-Königlich öster¬ 
reichischen Landwehr und der Königlich ungarischen Honved. Dabei 
waren „Landwehr" und „Honved", ebenso wie das gemeinsame Heer, 
aktive Truppen. Nur Generalität und Generalstab waren allen drei Teilen 
gemeinsam und gewährleisteten damit eine einheitliche Ausbildung. Diese 
J) Vgl. dazu auch die Angaben in Bd. I, S. 38—40. 
2*
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.