Volltext: Die Befreiung Ostpreußens (2. 1925)

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Die Schlacht an den Masurischen Seen. 
mandos enthoben. Immerhin gelang es, unter dem Schutze der Heeres- 
kavallerie die Masse der russischen Truppen in zahlreichen, dicht neben¬ 
einander marschierenden Kolonnen aus Wirballen und nördlich davon der 
Grenze zuzuführen. 
Stark durcheinander gewürfelt und in ihrer Kampfkraft schwer er¬ 
schüttert, entkam die 1. Armee schließlich mit der Masse ihrer Kräfte, 
wenn auch unter erheblicher Einbuße an Geschützen und sonstigem Gerät. 
Zur Neuordnung bedurfte sie aber doch so sehr der Ruhe, daß sie, ohne 
gedrängt zu sein, bis hinter den Njemen zurückging. 
Während dieser Vorgänge hatte das Heeresgruppen-Kommando 
seine Absichten noch zweimal geändert*). Der Angriffsbefehl für die 10. 
und 2. Armee war am 9. September widerrufen worden, als die 10. Armee 
meldete, sie sei noch nicht in der Lage, anzugreifen. Da auch die 1. Armee 
zurückging, sollte die 10. nunmehr aus Augustow und Grajewo zurückgehen, 
die 2. Armee sollte stehen bleiben. Als dann beim General v. Rennenkampf 
vorübergehend der Gedanke auftauchte, mit dem Südflügel doch noch 
wieder anzugreifen, wurde in der Nacht zum 11. September der 10. und 
2. Armee von neuem der Befehl zum Angriff gegeben, aber schon am 
12. endgültig wieder in den Rückzugsbefehl umgewandelt, da auf die 
1. Armee für einen Angriff doch nicht mehr zu rechnen war. Diese einander 
rasch folgenden Gegenbefehle führten dazu, daß nichts Einheitliches geschah. 
Das XXII. Korps brach in der Nacht zum 10. September den Kampf 
gegen die deutsche 3. Reserve-Division ab, dann stieß wieder das III. sibi¬ 
rische Korps gegen Lyck vor, ging aber am 13. wieder zurück; die 2. Armee 
blieb zwei Tage untätig an der Grenze stehen. Die deutsche Verfolgung 
ist nur insoweit gestört worden, als die 1. Kavallerie-Division vorüber¬ 
gehend aus der entscheidenden Verfolgungsrichtung abgezogen wurde. 
Hätte die russische Heeresgruppe der Nordwestfront alle ihr unterstellten 
Kräfte rücksichtslos eingesetzt, um mit General v. Rennenkampf zusammen 
zu wirken, so hätte sie der deutschen Verfolgung weit größere Schwierig¬ 
keiten bereiten können. 
Über die Schuld an der neuen Niederlage haben zwischen den russischen 
höheren Kommandobehörden scharfe Meinungsverschiedenheiten 
bestanden: General v. Rennenkamps enthob seinen Generalstabschef, 
General Mileant, am 11. September seiner Stellung. Dieser General 
wurde daraufhin in das Hauptquartier der Heeresgruppe besohlen, die 
dann am 12. September die Abberufung des Generals v. Rennenkamps 
bei der Obersten Heeresleitung beantragte. Diese aber ging daraus nicht 
!) Fichowitsch, S. 112, 113, 115 u. 119.
	        
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