Volltext: Die Befreiung Ostpreußens (2. 1925)

3.—5. September. — Die Möglichkeit eines russischen Angriffs. 275 
des Armee-Oberkommandos entsprechend — auch schon überschritten. Da 
machte sich von der Südslanke, vor allem von Lomsha her, neuer Feind 
bemerkbar: Der Landsturm in Iohannisburg meldete am 5. September 
vormittags den Vormarsch einer langen Kolonne von Kolno nach Norden 
und außerdem feindliche Truppen dicht östlich Iohannisburg an der Straße 
nach Bialla. Einwohner hatten berichtet, daß sich bei Kolno „drei russische 
Armeekorps" sammelten, in Arys und Lyck sollten russische Truppen liegen. 
Eine Nachprüfung dieser doch vielleicht übertriebenen Nachrichten durch 
die Lusterkundung ließ sich der Witterung halber nicht sofort durchführen. 
Von einem Vorgehen der Armee Rennenkampf war aber vorläufig 
nichts zu spüren, sie schien sich weiterhin abwartend zu verhalten. Am 
4. September abends hatten Flieger die russischen Stellungen in der 
Linie: Seen westlich Angerburg—Gerdauen—Allenburg in allen Einzel¬ 
heiten erkannt. Die russische Kavallerie ging ohne Kamps aus diese 
Stellungen, bei Angerburg sogar hinter die Front zurück. Die feindlichen 
Hauptkräfte schienen nach wie vor zwischen den Seen und dem Pregel zu 
stehen und hier weiter verstärkt zu werden. So sollte nach Einwohner- 
Nachrichten noch in den letzten Tagen eine lange Kolonne aller Waffen von 
Lyck nach Angerburg marschiert sein, während an der Deime die letzte 
aktive russische Division (28. vom XX. Korps) durch die von Tilsit an¬ 
rückende 53. Reserve-Division abgelöst zu werden schien. 
Am 5. September waren die deutschen Truppen aber auch schon so 
nahe an die Seenlinie herangerückt, daß entschieden werden mußte, ob 
man angesichts des überlegenen Feindes in der Front und des neuen 
Gegners in der Flanke die Trennung der eigenen Armee wagen sollte. 
Da sie das wirksamste Mittel bot, die Njemen-Armee entscheidend zu 
schlagen, so zögerte das Armee-Oberkommando nicht, die mit ihr ver¬ 
bundenen Gefahren in Kauf zu nehmen. 
Generaloberst v. Hindenburg setzte die 3. Reserve-Division (dabei die 
l. Kavallerie-Brigade) und die südliche Division des I. Armeekorps (1. In¬ 
fanterie-Division) südlich der Seen, die andere Division dieses Korps (2. In¬ 
fanterie-Division) auf den Übergang von Nikolaiken an und unterstellte 
auch die 3. Reserve-Division dem Kommandierenden General des I. Armee¬ 
korps. Inwieweit diese drei Divisionen starke Kampfgruppe etwa durch 
den Gegner im Süden abgezogen werden würde, ließ sich noch nicht über¬ 
sehen. Das Ziel blieb, ihre gesamte Kraft östlich der Seen scharf nach 
Norden einzudrehen. 
Das XVII. Armeekorps hatte am 6. September weiter gegen Lötzen 
vorzurücken, um durch die Festung nach Osten oder auch, wenn General 
v. Rennenkamps doch noch zum Angriff überging, zum Angriff westlich 
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