Volltext: Die Befreiung Ostpreußens (2. 1925)

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Die Schlacht an den Masurischen Seen. 
Gegen den Nordslügel war jede Umfassung ausgeschlossen. Wollte 
man hier die Flanke gewinnen, so mutzte man zunächst zwischen Pregel 
und Hass tief durchstotzen. Dann erst konnte man nach Süden einschwenken. 
Aber die Wegeverhältnisse aus der Linie Tapiau—Labiau heraus waren 
äußerst ungünstig, der Pregel mußte die Ausnutzung des Erfolges aufhalten. 
Auch traf man hier den ohnehin weit vorgeschobenen russischen Nordflügel, 
aber nicht die Tiefe der russischen rückwärtigen Verbindungen. Der ge¬ 
schlagene Feind wäre in der Richtung aus diese zurückgedrängt worden. 
Viel ungünstiger gestaltete sich die Lage der russischen Armee, wenn 
es gelang, ihren Südflügel zu umfassen. Er war ohnehin etwas zurück¬ 
gehalten. Kam man hier vorwärts, dann zerschnitt man die rückwärtigen 
Verbindungen der Russen und konnte sie nach Norden gegen den Njemen 
abdrängen. Bei dieser Lösung stand ein entscheidender Erfolg in Aussicht. 
Man konnte dazu über Lötzen oder auch südlich der Seen ausholen, während 
der Feind in der Front durch Angriff gefesselt wurde. Eine solche Operation 
scheint heute einfach, und doch erforderte gerade sie besonders kühnes 
Wagen. Angesichts des Gegners mußte der deutsche Führer seine Kräfte 
teilen. 
Die Russen konnten diese Lage zu einem Schlage ausnutzen: Das 
Heraustreten des deutschen Umfassungsflügels aus den Engen von Mkv- 
laiken und Lötzen sowie seinen weiteren Vormarsch in dem schwierigen 
Seengelände östlich dieser Engen konnten sie mit unterlegenen Kräften 
verzögern; holten die Deutschen aber zur Umfassung südlich der großen 
Seen über Iohannisburg aus, dann wurde ihr Weg noch weiter, die Zeit 
der Trennung von den gegen die russische Front angesetzten Teilen noch 
länger. Gleichzeitig damit wuchs aber auch die Gefahr, daß wesentliche 
Teile der Umfassungstruppen durch neue russische Kräfte aus der Linie 
Lomsha—Ossowjez—Grodno angefallen und von der Entscheidung abge¬ 
zogen wurden. Sah man die Lage unter diesem Gesichtspunkte an, so 
konnte der entscheidungsuchende deutsche Südflügel gar Nicht stark 
genug sein. 
Anderseits standen die nördlich der großen Seen angesetzten Teile 
voraussichtlich mehrere Tage der russischen Übermacht allein gegenüber. 
Von Lötzen bis in die Gegend östlich Angerburg sind es 25 km, also ein 
voller Tagemarsch, von Iohannisburg bis Goldap fast 100 km. Auch 
wenn der Vormarsch aus diesen langen Strecken keine wesentliche Ver¬ 
zögerung durch den Feind erlitt, mußten für das Armee-Oberkommando 
sorgenvolle Tage kommen: Falls General v. Rennenkamps die Trennung 
der deutschen Armee erkannte und seinerseits nördlich der Seen mit ganzer 
Macht zum Angriff antrat, dann konnte er diese Armee in eine üble Lage
	        
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