Volltext: Die Befreiung Ostpreußens (2. 1925)

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Die Schlacht an den Masurischen Seen. 
sowie einzelne der Gefangennahme entronnene Teile des XIII., XV. und 
XXIII. Korps in Frage. Diese Armeereste befanden sich seit dem 
ZI. August im vollen Rückzüge nach Süden gegen die befestigte Narew- 
Linie. Sie konnten nach der erlittenen schweren Niederlage zunächst keine 
wesentliche Angrissskraft mehr besitzen. 
Die russische 1. (N)emcn-) Armee war dagegen als vollwertiger 
Gegner anzusprechen. Bei ihr waren seit einigen Tagen auch neuaus¬ 
gestellte, nach den aktiven Truppen ins Aufmarschgebiet anrollende Re¬ 
serve-Divisionen festgestellt worden. Bis Anfang September lagen Nach¬ 
richten über drei solcher Divisionen vor, so daß die Armee im ganzen 
mindestens liy2 Infanterie- und 51/ 2 Kavallerie-Divisionen umfaßte: 
II., III., IV., XX. Korps, 5. Schützen-Brigade, 53., 56., 57. Reserve- 
Division, 1. Garde-, 2. Garde-, 1., 2., 3. Kavallerie-Division, 1. selbständige 
Kavallerie-Brigade. 
Mit der Anwesenheit und dem Eintreffen noch weiterer russischer 
Kräfte wurde gerechnet. Dabei dachte man deutscherseits in erster Linie 
an das Gardekorps, das schon am 20./21. August bei der Njemen-Armee 
angenommen wurde, dann anscheinend nach Warschau weiterbefördert, 
an der Front aber bisher noch nirgends gespürt worden war. Ferner 
erwartete man das XXII. Korps aus Finnland, das über Petersburg 
seit einigen Tagen nach Südwesten rollte, und rechnete auch aus das 
XVIII. Korps aus Petersburg sowie aus weitere Reserve-Divisionen. 
Von diesen waren nach Ansicht der deutschen Obersten Heeresleitung 
außer den drei bisher gemeldeten noch fünf andere zu erwarten. Nach 
Agentenmeldungen wurde angenommen, daß diese und vielleicht auch 
noch weitere Verstärkungen in erster Linie der Bildung einer Reserve¬ 
armee bei Grodno dienen würden. Insgesamt kam man — ohne die 
Reste der Narew-Armee — auf eine vermutliche russische Stärke von 
zwanzig Divisionen Infanterie, die man an der ostpreußischen 
Front zu bekämpfen hatte. 
War somit das Zahlenverhältnis nicht mehr so ungünstig wie 
bisher, so blieb doch immer noch zu berücksichtigen, daß über y4 der deutschen 
Kräfte aus Landwehr bestand, die für den Feldkrieg nicht als voll gerechnet 
werden konnte, und daß die russischen Divisionen an Infanterie um V« 
stärker waren als die deutschen. Auch hatten die deutschen Truppen, seit 
sie Rennenkampss Armee in der Gumbinner Schlacht gegenüber standen, 
sechs weitere schwere Kampftage unmittelbar hinter sich; nur die aus dem 
Westen anrollenden Korps hatten bisher wenig gelitten. Die russische 
Njemen-Armee aber konnte die Verluste von Gumbinnen nach mehr als 
zehntägiger Ruhe wieder ausgeglichen haben.
	        
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