Die russische Nordwestfront am 26. August.
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Der Oberbefehlshaber der Nordwestfront, General Shilinski,
hatte am 26. August mit vier deutschen Gruppen in Ostpreußen gerechnet:
bei Königsberg nahm er mindestens ein aktives Korps an, wie er ver¬
mutete, das I. (die Ersatz-Bataillone dieses Korps gehörten zur Besatzung
der Festung); — weitere Kräfte schienen vor der Njemen-Armee etwa
über Friedland—Schippenbeil, vielleicht auch über Rössel, im Rückmarsch
gegen die Weichsel zu sein; — ferner war südlich Allenstein das deutsche
XX. Armeekorps festgestellt, das sich, wie man annahm, den zur Weichsel
abziehenden Kräften anschließen werde; — schließlich schien sich nach Mel¬
dungen der Rarew-Armee in ihrer Westslanke eine starke deutsche Gruppe
zu bilden: dabei das XVII. Armeekorps, sowie Teile des XIX. Armee¬
korps und des I. Reservekorps*).
General Shilinski wollte die zur Weichsel marschierenden deutschen
Kräfte, von denen nach Abzug des I. und XVII. Armeekorps und des
I. Reservekorps allerdings kaum noch etwas übrigblieb, und das XX. Armee¬
korps abfangen, unter Sicherung gegen Königsberg einerseits, gegen
die in der Weftflanke der Rarew-Armee erkannte deutsche Gruppe ander¬
seits. Gegen die große Festung Königsberg, mit der ausgedehnten Deime-
Pregel-Linie davor, und, wie man annahm, mit mindestens einem aktiven
Armeekorps als Besatzung, hielt man zunächst zwei Korps für nötig.
Damit blieben aber der Rjemen-Armee für die Verfolgung gegen die
Weichsel auch nur noch zwei Korps. Sie erhielten eine möglichst weit
nördlich gelegene Vormarschrichtung und die Linie Elbing—Saatfeld als
Ziel, während die Rarew-Armee gleichzeitig von Süden her mit mög¬
lichst starken Kräften über Allenstein vorrücken sollte. „Gemeinsame Auf¬
gabe der 1. und 2. Armee ist, die Deutschen gegen das Meer zu drücken
und sie am Abzüge über die Weichsel zu verhindern," hieß es im Heeres¬
gruppenbefehl vom 26. August. — Die russische Oberste Heeresleitung billigte
diese Absichten. Der Großfürst wollte keinesfalls, daß der Vormarsch der
Narew-Armee auf Allenstein eine Verzögerung erleide, „da das nicht im
Einklang steht mit der Absicht, den Deutschen einen entscheidenden Schlag
zu versetzen und dadurch mit Ostpreußen abzuschließen." Er wollte mög¬
lichst bald den Schwerpunkt der Operationen aus das linke Weichseluser
verlegen, wo das Erscheinen deutscher Truppen bei Sjerads, Petrikau
und Radom Besorgnisse erweckt hatte, wo man aber vor allem den ent¬
scheidenden Stoß tief nach Deutschland hinein zu führen gedachte.
Bei diesen Anordnungen war sich die russische Führung der Gefahr
in der Westflanke der Narew-Armee voll bewußt. Dort bestand eine
i) S. 146.