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Der Abschluß der Schlacht, 29, bis 31, August.
Beim XV. Korps hatte sich die Lage inzwischen folgendermaßen
gestaltet: Das von Allenstein zur Unterstützung anrückende XIII. Korps
war nicht mehr rechtzeitig herangekommen, um die Niederlage abzu¬
wenden. Die Gefahr, in der dieses Korps selbst schwebte, dürfte aber
beim Eintreffen des Generals Samsonow in Nadrau noch nicht erkenn¬
bar gewesen sein.
Von Hohenstein bis Mühlen wichen die Truppen des Generals
Martos, verstärktes XV. Korps, nachmittags geschlagen zurück. Der
General hatte die 2. Brigade der S. Infanterie-Division infolge des Angriffs
der deutschen 41. Infanterie-Division schon frühmorgens aus der Front ge¬
zogen, um seinen linken Flügel zu stützen. Hier war inzwischen von den
1. Brigaden der 8. und 2. Infanterie-Division südlich Waplitz schon ein
voller Erfolg errungen worden; er wurde aber nicht einmal örtlich aus¬
genutzt und vermochte die Gesamtlage nicht zu ändern, vielmehr wandte
der Vormarsch des deutschen I. Armeekorps auf Neidenburg im Laufe
des Nachmittags die Lage auch auf dem Südflügel des russischen
XV. Korps endgültig zuungunsten der Russen.
Bei Neidenburg befehligte General Kondratowitsch, der Komman¬
dierende General des XXIII. Korps. Unter ihm standen: die 1. Brigade
der 2. Infanterie-Division, seit ihrem Erfolge am Vormittage wieder
zuversichtlich, bei Frankenau, — das Garde-Regiment Kexholm mit einer
Batterie und die halbe 6. Kavallerie-Division bei RontzkenH, — Teile
der in ihrem Halt stark erschütterten 2. Brigade der 2. Infanterie-
Division bei Neidenburg. Nachmittags wurde die Rontzkener Gruppe
durch die deutsche 2. Infanterie-Division angegriffen, hielt sich aber;
dagegen wich die Neidenburger Gruppe schon nach kurzem Kampfe
vor der Kavallerie des deutschen I. Armeekorps nach Osten aus. Seit
General Kondratowitsch den Anmarsch dieses deutschen Armeekorps von
Soldau her spürte, fürchtete er für seine Flanke und nahm daher auch
die beiden nördlichen Kampfgruppen von Frankenau und Rontzken nach
Osten zurück. Sie nächtigten bei Orlau. Die Neidenburger Gruppe
aber zog nach Willenberg und Fanowo ab, der Kommandierende General
selbst ging nach Chorshele. Die große Straße Neidenburg—Willenberg
hatte er für die Deutschen freigegeben. Er ist dafür bald darauf seiner
Stellung enthoben worden*).
Von diesen Hergängen bei Neidenburg hatte man in Nadrau zunächst
nichts erfahren. So wurde der Rückzug des XV. Korps zunächst über
Dietrichsdorf auf Neidenburg angesetzt. Dann aber hat General
l) Zichowitsch im Sbornik, Heft 3, S. 148.