.Die Nacht zum 29. August.
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betrage mehrere Tausend. In zwei Tagen aber dachte General Luden-
dorsf, mit dem Feinde aus diesem Teile des Kriegsschauplatzes fertig
zu sein.
Bald nach Abgang dieser Meldung brachte ein russischer Funkspruch
in den ersten Morgenstunden des 29. August eine weitere Bestätigung
vom Vormarsch der Njemen-Armee. Von einem Beseht an General
v. Nennenkamps hatte folgendes mitgelesen werden können: „Mit Rück¬
sicht aus die schweren Kämpfe, welche die 2. Armee führt, hat der Ober¬
befehlshaber befohlen, zur Unterstützung vorzuschicken und
Kavallerie zu gemeinschaftlichem Vorgehen auf ......... . abzu¬
senden." Das bestätigte nur die bisherigen Erwartungen.
Anderseits hatte die deutsche Oberste Heeresleitung in derselben Nacht
vom 2S./29. August endgültig die Zuweisung des XI. Armeekorps, des
Garde-Reservekorps und der 8. Kavallerie-Division zur 8. Armee ver¬
fügt. Diese Verstärkungen waren in den ersten Septembertagen zu
erwarten. Zum Schuh und zur Verschleierung ihrer Ausladungen gegen die
weit nach Westen streifende Heereskavallerie der russischen Njemen-Armee
standen bisher nur im Bahnschutz ausgeteilte Landsturm-Bataillone zur
Verfügung. Als Verstärkung wurden jetzt zwei Danziger Ersatz-Bataillone
nach Braunsberg vorgefahren. Die Festung Königsberg wurde ange¬
wiesen, durch kräftige Ausfälle den Vormarsch der Njemen-Armee zu
verhindern.
Fm übrigen rechnete das Armee-Oberkommando damit, daß vom
Morgen des 29. August an zum Einsatz gegen die Njemen-Armee
bereit seien: Bei Waplitz (südlich Hohenstein) Landwehr- und Festungs¬
truppen in Stärke von etwa 1 y2 Divisionen unter Generalmajor v. Unger,
bei Hohenstein die Landwehr-Division Goltz, in der Gegend östlich Allenstein
das XVII. Armeekorps, im ganzen 4y2 Divisionen. Am 29. August um
630 vormittags stellte sich aber heraus, daß diese Rechnung, soweit das
XVII. Armeekorps in Frage kam, nicht stimmte: General v. Mackensen
war am 28. August nachmittags noch so weit nach Süden marschiert, daß
ihn der Armeebefehl von 10° abends gar nicht erreicht hatte. Auch
I. Reservekorps waren schon beide Divisionen gegen Hohenstein angesetzt
gewesen, als der Armeebefehl einging. Das Armee-Oberkommando ließ
es bei diesen nun einmal eingeleiteten Bewegungen. Das XVII. Armee¬
korps behielt die Absperrung im Osten. Der Gedanke, das Korps
später aus dem Nordslügel der Armee zu verwenden, wurde aber noch
nicht ausgegeben, denn dort standen seine Kolonnen und Trains. Das
Armeekorps sollte daher nicht weiter als bis Passenheim und Ortelsburg