Die Lage der deutschen Westgruppe am 24. August.
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bis zum Eingreifen des I. Armeekorps am 26. August halten könne. Auf
Bitten des XX. Armeekorps wurde ihm aber schon jetzt das in Löbau
eingetroffene vorderste Regiment des I. Armeekorps (Grenadier-Re¬
giment 1) zur Verfügung gestellt.
Fm Armee-Hauptquartier zu Riesenburg gewann man bis zum
Abend des 24. August folgendes Bild der Lage: Die S. Landwehr-
Brigade war im Vormarsch von Strasburg bis halbwegs Lautenburg
gekommen. Fn ihrer Südflanke war bei Rypin und südlich bis zur Weichsel
an mehreren Stellen feindliche Reiterei, teilweise in der Bewegung nach
Norden, gemeldet worden, und auch unmittelbar vor der Front der
Brigade war über Gorzno starke russische Kavallerie vorgedrungen.
Mit ihr hatte die Landwehr beim Weitermarsch voraussichtlich abzu¬
rechnen. Auf das Eingreifen der Landwehr-Brigade in die zu erwartende
Schlacht durfte man daher nicht allzu sichere Hoffnungen setzen.
Fm Antransport des I. Armeekorps war eine weitere Verzögerung
eingetreten. Das frühzeitige Zurückweichen der mit der Deckung der
Verladungen betrauten Hauptreserve Königsberg hatte mehrfache Ver¬
legungen der Einladungen nötig gemacht. Bisher war außer dem an
das XX. Armeekorps abzugebenden Regiment nur ein Infanterie-
Regiment und eine Batterie jeder Division ausgeladen und mit den vor¬
dersten Teilen bis Neumark und Löbau vorgerückt. Auch kamen die Truppen
infolge der Verladung aus dem Rückmärsche und der notwendig gewor¬
denen Verlegung der Einladeorte nicht in der taktisch erwünschten Reihen¬
folge an; die Kavallerie und die Masse der Artillerie fuhr erst am Schluß.
Mit einer Verwendung des geschlossenen Armeekorps konnte unter diesen
Umständen nicht vor dem Mittage des 26. August gerechnet werden. Bis
dahin blieben die Truppen des Generals v. Scholtz auf sich allein an¬
gewiesen.
Vor ihrer Front war es seit dem Rückzug der 37. Infanterie-Division
unt> dem Feuerübersall aus russische Kavallerie bei Usdau nirgends mehr
zu Zusammenstößen gekommen. Der Gegner schien aber dicht aufge¬
schlossen überall so nahe heran zu sein, daß für den 25. August mit seinem
Angriff gegen die ganze Front des XX. Armeekorps gerechnet werden
mußte, bei Gilgenburg schon frühmorgens, bei Mühlen und Hohenstein
vielleicht erst nachmittags.
Die vorliegenden Meldungen ließen erkennen, daß hinter der Linie
Seeben (westlich Usdau)—Kownatken-See—Südende des Großen Ma-
ransen-Sees 3y2 russische Korps bereitstanden: Das russische I. Korps
als besondere Kampfgruppe bei Usdau und Soldau, von dieser Gruppe