Volltext: Die Befreiung Ostpreußens (2. 1925)

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Die ersten Maßnahmen des neuen Oberkommandos. 
wegen Mangels an Leerzügen auf etwa 12 Stunden ganz unterbrochen 
worden: Aus den Grenzgebieten hatte sich ein so gewaltiger Flüchtlings¬ 
strom aus die Eisenbahnen ergossen, daß die Betriebslage dicht hinter der 
Front äußerst schwierig geworden war und die Heranführung des Leer¬ 
materials sich erheblich verzögerte. So waren von den fechtenden 
Truppen des Korps bisher nur die ersten Teile (Grenadier-Regiment 1) 
ausgeladen und im Marsch aus Löbau, die letzten konnten frühestens bis 
zum 25. August abends in Bischofswerder und Deutsch-Eylau eintreffen. 
— Von der Festung Thorn versammelte sich eine gemischte Brigade unter 
dem Kommandeur der 5. Landwehr-Brigade, Generalleutnant v. Mül¬ 
mann, bei Strasburg und westlich. 
Östlich vom XX. Armeekorps hatten die Sperrbefestigungen bei 
Ortelsburg infolge des russischen Vormarsches ausgegeben werden müssen. 
In den Sperranlagen der Iohannisburger Heide und bis zum Spirding- 
See standen noch Landsturmtruppen; sie waren angewiesen, aus Lötzen 
auszuweichen. Dort hatte das Generalkommando des XX. Armeekorps, 
auf Grund des Befehls aus Coblenz, zur Sicherung der Seen-Engen 
gegen Westen die ursprünglich zum Abtransport bestimmte 6. Land¬ 
wehr-Brigade festgehalten. — Der Gegner hatte Iohannisburg mit 
Kavallerie erreicht und von Osten gegen die Seen-Sperren vorgefühlt. 
Hier war durch aufgefangene russische Funksprüche der Anmarsch des 
russischen II. Korps festgestellt. Ob sich dieses Korps gegen die Seen¬ 
sperren wenden oder das Seengebiet im Norden oder auch im Süden 
umgehen werde, war noch nicht zu erkennen. 
Der Rückmarsch der deutschen Ostgruppe war vom Gegner in 
keiner Weise gestört worden. Das I. Reservekorps und das XVII. Armee¬ 
korps lagen an und westlich der großen Straße Nordenburg—Insterburg, 
aus ihrem Nordflügel die infolge der Anstrengungen im Grenzschutze und 
der letzten Gefechte völlig erschöpfte 1. Kavallerie-Division. Sie war 
tags zuvor durch das bisher im Grenzschutz verwendete Jäger-Bataillon 2 
verstärkt worden. „In drei Wochen keinen Ruhetag; zum Schluß Attacke 
und dreitägigen Ritt; zu wenig Wasser, ohne Verpflegung, Beschlag 
verbraucht, Pferde übermüdet; nur halbe Gesechtskraft; Transport not¬ 
wendig, um Ruhetag zu gewinnen", so lautete die Meldung des einzigen 
Kavallerie-Verbandes, über den die Armee verfügte. Aber die Lage 
erlaubte nicht, den an sich berechtigten Wunsch nach Ruhe zu erfüllen. — 
Bei Norkitten deckte die Hauptreserve Königsberg die Verladungen 
des I. Armeekorps, während andere Truppen der Festung die noch i n 
Ausbau begriffene Deime-Stellung beseht hielten. — Im äußersten Nord- 
zipfel Ostpreußens hielt Landsturm bei Heidekrug undMemel einsame Wacht.
	        
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