Dies hat seinen Grund vor allem darin, daß das gesamte
Stadtarchiv beim großen Brande im Jahre 1874 zur Gänze
vernichtet wurde. Bei einem Versuche, Bausteine für eine
Braugeschichte der Stadt zusammenzutragen, sind wir
vorläufig großenteils auf auswärtige Quellen, auf bau¬
liche Reste, mündliche Überlieferung, besonders aber auf
die „Geschichte der Stadt Braunau“ von Meindl (103) an¬
gewiesen. Auch Dr. E. Kriechbaum, der bekannte Grün¬
der des Heimathauses von Braunau hat liebenswürdiger¬
weise viele Angaben für die vorliegenden Zeilen zusam¬
mengetragen und zur Verfügung gestellt, wofür ihm der
herzlichste Dank gesagt sei.
Mit der Verleihung der Bannmeile an die Stadt im
Jahre 1309 durch den bairischen Herzog Otto (Meindl 103, I,
S. 47) wird mittelbar zugegeben, daß jeder Vollbürger ein
Braurecht auf seinem Hause hatte und daß die Bürger
ihre Erzeugnisse in der Umgebung der Bannmeile kraft
ihres Schankrechtes absetzen konnten. Schon das Vor¬
handensein der Bannmeile beweist, daß es auch Brau¬
werkstätten seit den ältesten Zeiten ip der Stadt ge¬
geben hat.
In der Liste der Bürgermeister und Stadtrichter
scheint auf: Hans Stöger, Bierbrauer, 15. XII. 1576
(Meindl 103, S. 75). Der Grabstein eines Christof Stöger
„pierprew“ ist an der südlichen Außenseite der Pfarr¬
kirche ein gemauert (gest. 1590). Nach der mündlichen
Überlieferung soll diese Familie Stöger bereits seit dem
Jahre 1412 als Bierbrauer in der Stadt ansässig sein. Sie
gibt im Laufe der Jahrhunderte der Stadt eine stattliche
Anzahl von Ratsherren und tüchtigen Köpfen. Wie spä¬
ter berichtet werden soll, wurde die Brauerei Stöger in
der Theatergasse erst im Jahre 1922 stillgelegt, die Fa¬
milie lebt aber auch heute noch in der Stadt weiter, ein
äußerst seltener Fall, daß eine Bräuerfamilie in der¬
selben Stadt mehr als 500 Jahre ihr Handwerk ausübt.
In der Liste der Bürger wird überliefert vom 12. VI. 1406
ein „Ruger Prew“ (Meindl, S. 80).
In der Stadt hat zweifellos auch eine sehr angesehene
Innung (Zechlade) der Bierbräuer durch Jahrhunderte
bestanden. Sind auch die Zechlade selbst und sonstige Auf¬
zeichnungen der Innung heute verschollen oder zugrunde
gegangen, so weist doch ein kirchlicher Rest, auf diese
wirtschaftlich bedeutende Vereinigung hin: die Bräuer-
kapelle. Die Braunauer St. Stefanskirche hat zu beiden
Seiten ihres dreischiffigen Langhauses Kapellenreihen.
Die zweite Kapelle (von vorne) auf der Epistelseite ist