Volltext: Die Grenzschlachten im Westen (1. 1925)

Beabsichtigte Wegnahme von Lüttich. 
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daß eine Bedrohung der deutschen Küsten nicht eintrat, war der Ab¬ 
transport des IX. Neservekorps, unter Umständen auch der gemischten Land¬ 
wehr-Brigaden, je nach der Lage vom 9. Mobilmachungstage an nach dem 
Osten oder vom 11. Mobilmachungstage an nach dem Westen vorgesehen. 
Die Verwendung von sechseinhalb mobilen Ersatz-Divisionen *)konnte 
geschlossen oder geteilt aus dem westlichen, östlichen oder nördlichen Kriegs¬ 
schauplatz erfolgen. Ihr Abtransport aus den Ausstellungsorten war vom 
12. Mobilmachungstage an möglich. 
Auf dem rechten deutschen Heeresflügel hing der Aufmarsch eng zu¬ 
sammen mit den sofort zu beginnenden Operationen. Es war von aus¬ 
schlaggebender Bedeutung, daß für den Vormarsch der 1. und 2. Armee 
die durch die Festung Lüttich gesperrten Marschstraßen rechtzeitig geöffnet 
wurden. Gestattete Belgien den Durchmarsch des deutschen Heeres, so 
sollte der Kommandierende General des der 2. Armee unterstellten 
X. Armeekorps mit vorausbeförderten Truppen sofort Lüttich in Besitz 
nehmen. Widersetzte sich Belgien, so mußte Lüttich gewaltsam genommen 
werden. Hierfür war in erster Linie ein Handstreich ins Auge gefaßt und 
vorbereitet. Er sollte durch sechs für diesen Zweck zusammengesetzte In¬ 
fanterie-Brigaden mit Artillerie, Kavallerie und Pionieren ausgeführt 
werden. Diese Truppen sollten in ihrer Friedenszusammensetzung marsch¬ 
bereit gemacht und so beschleunigt abbefördert werden, daß sie schon am 
3. Mobilmachungstage vormittags in der Gegend von Aachen, Eupen und 
Malmedy zum Vormarsch über die Grenze bereit standen. 
Nach gelungenem Handstreich war Lüttich zur Verteidigung einzu¬ 
richten, während das Oberkommando der 2. Armee die inzwischen aus¬ 
geladenen Truppen der Armee- und Neservekorps auf den ihnen zuge¬ 
wiesenen Marschstraßen mit den Hauptkräften bis in Höhe der Festung 
vorführen und dort den Aufmarsch der Armee regeln sollte. Das Maas- 
Fort Huy war in Besitz zu nehmen. Die nördlich Lüttich durch Belgien 
führenden Marschstraßen mußten möglichst bald für die 1. Armee frei¬ 
gemacht werden, da diese sich über Aachen durch den schmalen Raum 
zwischen Eupen und der holländischen Grenze hindurchschieben und nördlich 
Lüttich bereitstellen sollte. Hierbei war der Übertritt des IX. Armeekorps 
von der 2. zur 1. Armee vorgesehen. Die 3. Armee hatte sich inzwischen 
östlich der frühzeitig zu sichernden Bahnlinie Vielsalm—Bastogne zum 
Vormarsch zu versammeln. Das weitere Vorrücken wollte die Oberste 
Heeresleitung anordnen. 
’) Garde-, 4., 3., 10., 19. und bayerische Ersatz-Division, 55. gemischte Ersatz-Brigade.
	        
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