Volltext: Die Grenzschlachten im Westen (1. 1925)

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Der Feldzugsplan im Fahre 1914. 
linken an die Maaslinie Givet—Namur. Zn welcher Richtung der Gegen¬ 
angriff der feindlichen Hauptkräfte erfolgen werde, ob in die Reichslande 
oder über Verdun nach Luxemburg und Belgien, blieb fraglich. 
Was den Aufmarsch und die Operationen des englischen Expedi¬ 
tionskorps anlangte, so hatte der deutsche Generalstab im Frieden 
berechnet, daß es in einer Höchststärke von sechs Infanterie-Divisionen, 
einer Kavallerie-Division und einer selbständigen Kavallerie-Brigade gün¬ 
stigstenfalls bis zum 12. Mobilmachungstage gleichzeitig in den Häfen 
Southampton, Portsmouth, Portland und Plymouth, London mit 
Themsemündung und Dover, Belfast und Dublin, Cork, Harwich, Hüll ein¬ 
geschifft sein könnte. 
Unter den verschiedenen Landungsmöglichkeiten wurde diejenige an 
der französischen Kanalküste bei Dünkirchen, Calais und Boulogne vom 
13. Mobilmachungstage an für die wahrscheinlichste gehalten. Das Expe¬ 
ditionskorps konnte dort am 15. abends marschbereit sein. Bei einer 
etwaigen Landung in Seebrügge und Ostende oder in Antwerpen verschob 
sich die Marschbereitschaft voraussichtlich auf den 16. Mobilmachungstag. 
Für das weitere Verhalten des englischen Expeditionskorps ließen sich 
sichere Anhaltspunkte nicht finden. Es war ungewiß, ob es den engen 
Anschluß an den französischen linken Heeresslügel bei Maubeuge erstreben 
oder vorwärts seiner Ausschissungspunkte im Norden Frankreichs in Gegend 
von Lille gesondert aufmarschieren oder in Verbindung mit dem für sicher 
gehaltenen Vorgehen des linken französischen Flügels an die Maaslinie 
Givet—Namur zur Unterstützung der belgischen Feldarmee in Richtung 
auf Lüttich vorgehen werde. Für ausgeschlossen galt es aber auch nicht, 
daß das Expeditionskorps aus Besorgnis vor etwaigen gleichzeitigen 
Unruhen in den Kolonien nicht in voller Stärke auf dem europäischen Fest¬ 
lande eingesetzt werde und darum mehr ablenkend als entscheidend 
fechten würde. Zn jedem Falle, glaubte man, werde der Engländer es 
vermeiden, die rückwärtigen Verbindungen zu seinen Ausschisfungspunkten 
preiszugeben. 
Noch weniger bestimmte Schlüsse ließen sich im Frieden für den 
Aufmarsch und das Verhalten der belgischen Armee ziehen. Eine 
Verteidigung des Landes auf dem rechten Maasuser schien nicht beab¬ 
sichtigt, wohl aber wurde mit der Möglichkeit gerechnet, daß die Belgier, 
gestützt aus die Befestigungen von Lüttich, Huy und Namur, den Versuch 
machen würden, die Maaslinie von der holländischen Grenze bis zum 
Knie bei Namur nachhaltig zu verteidigen. In diesem Falle vollzog sich 
voraussichtlich der Aufmarsch der Feldarmee dicht hinter der Flußstrecke
	        
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