Vermutungen über Aufmarsch und operative Absichten der Franzosen. 67
22 Armeekorps,
10 Kavallerie-Divisionen,
18 Reserve-Divisionen,
1 Reserve-Zuaven-Brigade,
12 mobile Territorial-Divisionen und
20 mobile Territorial-Brigaden,
insgesamt 1327 Bataillone, 502 Eskadrons, 707Feld- und 58 schwere
Batterien.
Während man die in ihren Friedensstandorten an der Alpengrenze
befindlichen beiden Korps, das XIV. (Lyon) und XV. Armeekorps
(Marseille) sofort im Aufmarsch gegen Deutschland annahm, rechnete man
damit, daß an der italienischen Grenze außer den Truppen der Festungen
noch eine Alpenarmee in Stärke von 85 Bataillonen, 14 Eskadrons
und 40 Batterien verbleiben würde, von der, wenn nicht sofort, so spätestens
nach Klärung der politischen Lage der größte Teil — die Alpenjäger-
Division, 2. Kolonial-Division und zwei Reserve-Divisionen — auch gegen
Deutschland verwendet werden könnte.
Die Operationsbereitschaft wurde angenommen: Für die
Grenzschutztruppen (II., VI., VII., XX. und XXI. Armeekorps, 2., 4.,
5. und 8. Kavallerie-Division) sofort, für die Kavallerie-Divisionen des
Innern spätestens am 4. Mobilmachungstage, für die Armeekorps (ein¬
schließlich Reserve-Infanterie-Brigaden und Kolonnen und Trains)
spätestens am 10. Mobilmachurigstage, für die Reserve-Divisionen (ein¬
schließlich Kolonnen und Trains) spätestens am 13. Mobilmachungstage
und für die Territorial-Divisionerr und -Brigaden spätestens am 18. Mobil¬
machungstage.
Das rechtzeitige Eintreffen des XIX. Armeekorps (Algier) hing davon
ab, inwieweit es gelungen sein würde, die Truppen in Nordafrika schon
vor Beginn des Krieges zum Abtransport bereitzustellen. Der deutsche
Eeneralstab rechnete damit, daß das XIX. Korps zu rechtzeitiger Mit¬
wirkung an den Entscheidungskämpfen kommen würde.
Auch in bezug auf die operativen Absichten der Franzosen
war der deutsche Generalstab auf Vermutungen angewiesen. Man
sah den Aufmarsch im großen als eine strategische Bereitstellung zur
Offensive an, hielt es aber für wahrscheinlich, daß diese nicht von Hause
aus als eine allgemeine auf der ganzen Linie, sondern erst nach erzielter
Klarheit über die deutsche Kräfteverteilung und Hauptangriffsrichtung in
Form eines großen Gegenangriffs vor sich gehen würde. Nur auf den
beiden Flügeln glaubte man sicher mit einem sofortigen Vorgehen von
Teilkräften rechnen zu müssen: auf dem rechten in das Oberelsaß, auf dem
5*