Volltext: Die Grenzschlachten im Westen (1. 1925)

General v. Moltke ändert den Schlieffenschen Westaufmarsch. 
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dem Kriege 1870/71 angelegt, bringen allerdings den defensiven Ge¬ 
danken zum Ausdruck. Dieser entspricht aber weder dem der Nation von 
jeher innewohnenden offensiven Geist, noch auch den jetzt in der fran¬ 
zösischen Armee herrschenden Lehren und Ansichten." 
Ganz ähnlich hat Generaloberst v. Moltke in einem nach den Kriegs¬ 
ereignissen im Juli 1915 aufgezeichneten Rückblick über den Verlaus der 
Operationen zu Beginn des Feldzuges ausgeführt: „Die starke Betonung 
des Offensivgedankens, die in den letzten Jahren in der französischen 
Militärliteratur hervortrat, war bei uns nicht unbeachtet geblieben. Sichere 
Anzeichen dafür, daß dieser Gedanke durch den Versuch eines mit starken 
Kräften zu unternehmenden Vorstoßes beiderseits Metz sich verwirklichen 
würde, lagen uns nicht vor. Immerhin war mit dieser Wahrscheinlichkeit 
zu rechnen und deshalb d i e b.Armee stark gemacht und so in Lothringen 
bereitgestellt, daß sie sowohl nördlich wie südlich Metz eingesetzt werden 
konnte. Ebenso war die 7. Armee in der Gegend von Straßburg versammelt, 
um einem Vorgehen des Gegners von Belsort und in das Oberelsaß ent¬ 
gegen zu treten. Mit diesem Unternehmen rechnete ich fast mit Sicherheit. 
Die Franzosen mußten es schon des Prestiges halber in Szene setzen1)." 
Aus den Aufmarschanweisungen der letzten Jahre ergibt sich weiterhin, 
daß der 7. Armee nicht nur die Deckung des Oberelsaß gegen einen feind¬ 
lichen Einfall — übrigens ganz im Sinne der Anweisung an das XIV. 
Armeekorps vom Jahre 1908/09 — zugedacht war, sondern auch eine 
entscheidende Mitwirkung bei der Abwehr einer gegen die 6. Armee nach 
Lothringen hinein mit Überlegenheit geführten französischen Offensive. Bei 
einer solchen hatte die 6. Armee im Sinne des Grasen v. Schliessen zunächst 
auszuweichen und den Gegner südlich Metz möglichst weit vorkommen zu 
lassen. Während Metz und die an dessen Südsront anschließende, von Land¬ 
wehrtruppen der 5. Armee mit Front nach Südosten besetzte Feldstellung an 
der Niet>2) durch ein Korps der 6. Armee — erforderlichen falls auch durch 
Teile der 5. Armee — verstärkt werden sollten, war die Heranziehung der 
7. Armee oder wenigstens starker Teile von ihr über die Nordvogesen an 
den linken Flügel der 6. Armee beabsichtigt. Auf diese Weise sollte die 
Südflanke des großen deutschen Angriffsflügels gegen französische Umfassung 
') Wortlaut nach der im Reichsarch'v vorhandenen Urschrift. Der Abdruck in den 
Erinnerungen des Generalobersten (Generaloberst Helmuts) von Moltke, Erinnerungen, 
Brüse und Dokumente 1877—1916. Herausgegeben und mit einem Vorwort versehen 
von Eliza v. Moltke Stuttgart, „Der kommende Tag", A. G. Verlag 1922. S. 433) 
enthält einige Abweichungen im Ausdruck. 
2) Die Riedstellung sollte bei Arisspruch der Mobilmachung von Armierungsarbeitern 
ausgehoben werdm. Sie erstreckte |ich von Metz bis zur Saar bei Merzig.
	        
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