Volltext: Die Grenzschlachten im Westen (1. 1925)

54 
Der Feldzugsplan für den Westen. 
ergriff, zur Bewegung seiner Massen sich nicht zwischen dem Oberrhein 
und der luxemburgischen Grenze zusammenpressen, sondern, selbst wenn er 
den Schwerpunkt aus seinen rechten Flügel legte, mit dem linken Flügel 
nördlich um Diedenhosen durch luxemburgisches und belgisches Gebiet 
ausholen würde. Eine operative Umgehung durch die Schweiz lehnte 
Graf Schliessen ab, weil dort ein kriegsbereites Heer niederzuschlagen 
und die befestigten Iurapässe zu bewältigen waren, während Luxemburg 
keine Armee besah und Belgien im Falle bewaffneten Widerstandes vor¬ 
aussichtlich seine verhältnismäßig schwache Armee in seine Festungen zu¬ 
rückziehen würde. Der Gedanke des Durchmarsches durch Luxemburg 
und Belgien lag zum erstenmal dem Ausmarschentwurs für 1898/1899 
zugrunde, der sechs Armeen in der Linie St. Vith—Trier—Saarbrücken 
Saarburg—Straßburg, eine siebente gestaffelt hinter dem rechten Flügel 
bei Düren—Kall und südlich vorsah. 
Als dann später im Falle eines europäischen Krieges mit dem Ein¬ 
greifen eines englischen Expeditionskorps an der Seite des französischen 
Landheeres zu rechnen war, mußte man nach den darüber vorliegenden 
Nachrichten auf die Landung dieses Expeditionskorps in der belgischen 
Festung Antwerpen gefaßt sein. Indessen nicht nur der neuerstandene 
Feind England, mehr noch das ständige Anwachsen der Streitmassen 
zu Millionenheeren und die damit verbundene Ausdehnung des Kriegs¬ 
schauplatzes mit allen ihren Folgen schufen im Kriegsfall einer Durch¬ 
führung des Operationsgedankens in der bisherigen Form immer neue 
Erschwernisse und heischten neue Aushilfen. Sichere Anzeichen sprachen 
dafür, daß die Franzosen die ihrem nördlichen, nicht angelehnten Auf- 
marschslügel im Kriegsfall drohende Gefahr der Umfassung erkannt 
hatten und entschlossen waren, die Maasstellung von Verdun bis 
Mszieres zu verlängern. Der Hauptwiderstand sollte indes offenbar 
erst hinter der Aisne zwischen Ste. Menehould und Rethel geleistet 
werden. Griff die deutsche Umfassung noch weiter herum, so stieß sie auf 
eine starke Höhenstellung, deren Stützpunkte die Festungen Reims, Laon 
und La Fsre bildeten. In zielbewußter Fortentwicklung seines operativen 
Gedankens gelangte Graf Schliessen dazu, die Entscheidung nicht in einem 
Frontalangriff gegen diese verschiedenen Stellungen mit gleichzeitiger Um¬ 
fassung ihrer linken Flügel zu suchen, sondern durch einen von Nord westen 
gegen die Flanken-bei Mezisres, Rethel, La Före und über die Oise in 
den Rücken der Stellungen gerichteten Angriff. Ein solcher aber setzte 
voraus, daß die belgisch-französische Grenze aus dem linken Maasufer mit 
den befestigten Plätzen Mezieres, Hirson, Maubeuge, einigen kleineren 
Sperrforts, Lille und Dünkirchen vorher gewonnen wurde.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.