Volltext: Die Grenzschlachten im Westen (1. 1925)

44 
Kriegsdauer und Wirtschaft. 
einfuhr ausmachte, während die Einfuhr von Nahrungs- und Genußmitteln 
nur 28 Prozent betrug. Die Versorgung der deutschen Industrie mit 
ausländischen Rohstoffen stand im Mittelpunkt aller Fragen der deutschen 
Volkswirtschaft, da die Versorgung der Bevölkerung mit lebenswichtigen 
Gebrauchsgütern von diesen Rohstoffen abhing. Bei einer Verstopfung 
der Zufuhrquellen gewann dieses Problem noch um so größere Be¬ 
deutung, als für die Herstellung von Kriegsmaterial (Bekleidung, Be¬ 
waffnung, Ausrüstung) ausländische Rohstoffe in erheblichem Umfange 
benötigt wurden. 
Von hoch zu bewertendem Vorteil für eine vom Ausland abge¬ 
schnittene deutsche Volkswirtschaft war es allerdings, daß sie in ihrem 
gewaltigen Kohlenreichtum (55 Prozent des gesamten europäischen Kohlen¬ 
vorkommens) eine unversiegbare Kraftquelle und damit die wichtigste 
Voraussetzung für alle moderne industrielle Arbeit besaß. Infolgedessen 
konnte trotz Fehlens oder nicht ausreichender Verwertbarkeit sonstiger 
Kraftstoffe (Erdöl, Wasserkraft, Naturgas) die Tätigkeit der Industrie 
durch Kraftstofsmangel nicht unmittelbar beeinträchtigt werden. 
Ähnlich, wenn auch nicht so günstig, lagen die Verhältnisse bei der 
Erzeugung von Eisen als des wichtigsten industriellen Grundstoffes. Trotz¬ 
dem Deutschland über ergiebige Eisenerzvorkommen verfügtes, die etwa 
25 Prozent der gesamten europäischen Vorkommen ausmachten, verar¬ 
beitete die deutsche Eisenindustrie im Jahre 1913 bereits zu etwa 
50 Prozent ausländische Erze (gegenüber 20 Prozent um die Jahrhundert¬ 
wende), weil sie zur Verbesserung der im Inland gewonnenen phosphor¬ 
reichen, verhältnismäßig eisenarmen Erze hochwertiger phosphorarmer 
Erze bedurfte, die im Inland so gut wie gar nicht vorhanden waren. 
Ebenso war die deutsche Eisen- und Stahlindustrie in der Versorgung mit 
Manganerzen und den sogenannten Stahlhärtungsmetallen fast aus¬ 
schließlich auf die Zufuhr vom Auslande angewiesen. 
Aber entscheidend trat die weltwirtschaftliche Abhängigkeit doch 
erst bei der übrigen Metallindustrie hervor. Außer Blei und Zink 
mußten alle Nichteisenmetalle mehr oder minder ausschließlich vom 
Auslande, zumeist aus Ubersee, eingeführt werden. Der Bedarf an 
l) Das wichtigste Eisenerzgebiet war das lothringische Minette-Gebiet, dessen Erz- 
produktion der Menge nach reichlich 3/3, dem Eisengehalte nach ebenfalls 2/3 und dem 
Werte nach etwa die Hälfte der gesamten deutschen Produktion bildete. Ein Verlust 
dieses Gebietes, auf dessen Gewinnung es der französische Operationsplan, wenn auch 
nicht aus wirtschaftlichen Gründen, abgesehen hatte, wäre bei der Bedeutung des Eisens 
für die Herstellung von Kriegsmaterial von geradezu kriegsentscheidender Bedeutung 
gewesen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.