Volltext: Die Grenzschlachten im Westen (1. 1925)

Schwierigkeiten der einheitlichen Leitung auf dem Entscheidungsflügel. 
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Als zwischen den Armee-Oberkommandos 1 und 2 ernste Meinungs¬ 
verschiedenheiten über die Stärke der vor Maubeuge zu belassenden 
Streitkräste entstanden waren, und Generaloberst v. Kluck gegenüber 
Jen vom Generalobersten v. Bülow getroffenen Anordnungen die Ent¬ 
scheidung der Obersten Heeresleitung anrief, konnte kein Zweifel mehr 
Hestehm, daß die Ansichten beider Armee-Oberkommandos über die 
Führung der Operationen erheblich auseinandergingen, und daß das 
Armee-Oberkommando 1 der Unterstellung unter das Armee-Ober¬ 
kommando 2 innerlich widerstrebte. Es hatte sich klar erwiesen, daß ein 
Armeesührer, dem gleichzeitig die Führung eines Heeresflügels über¬ 
tragen worden war, sich von den Erfordernissen der Lage an der Front 
der eigenen Armee nicht so frei machen konnte, um auch den Bedürf¬ 
nissen anderer Armeen in genügender Weise gerecht zu werden. Sobald 
die große Entscheidung gefallen schien, entsprach Generaloberst v. Moltke 
daher dem Wunsche der 1. Armee und hob am 27. August das Unter¬ 
stellungsverhältnis unter das Armee-Oberkommando 2 auf. Das war 
eine Maßnahme von weittragenden Folgen, die nur dann geeignet war, 
das schwierige Problem der einheitlichen Leitung auf dem Entscheidungs¬ 
flügel zu lösen, wenn die Oberste Heeresleitung die Führung nunmehr 
selbst fest in die Hand nahm. Dazu mußte sie aber dem rechten Flügel 
vor allem räumlich näher sein. Die Frage der Verlegung des Großen 
Hauptquartiers wurde wieder brennend, da die Sicherheit der Draht¬ 
verbindung zu den Armee-Oberkommandos 1 und 2 nicht gewährleistet 
war. Die ganze Schwerfälligkeit des Großen Hauptquartiers als Opera¬ 
tion^, Verwaltungs- und Regierungsstelle trat wieder hervor. Die im 
späteren Verlaus des Krieges erfolgte Abtrennung einer kleinen Operations¬ 
staffel, bestehend aus dem Obersten Kriegsherrn mit wenigen Begleitern 
und dem Chef des Generalstabes des Feldheeres mit einigen Offizieren 
der Operationsabteilung, also einer beweglichen Operationsstaffel, die 
im Bedarfsfälle im Eisenbahnzuge, in dem alle Arbeiten erledigt wurden, 
an die Kampfbrennpunkte vorgeführt wurde, ist erst eine Folgerung 
aus den Erfahrungen des Bewegungskrieges gewesen. 
Auch zwischen der 2. und 3. Armee hatten sich am 27. August ernste 
Meinungsverschiedenheiten ergeben. Es handelte sich um die schwer¬ 
wiegende Frage, ob die 3. Armee zur Unterstützung der 4. nach Süden 
einschwenken oder im Anschluß an die 2. Armee in der Verfolgung nach 
Südwesten bleiben sollte. Der deutsche Schwenkungsflügel drohte aus¬ 
einanderzustreben. Es war höchste Zeit, daß die Oberste Heeresleitung 
angriff; sie entschied sich für die Fortführung der Verfolgung der 
2-Armee im Anschluß an die 2. Armee. Diese ernste Reibung hatte
	        
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