Volltext: Die Grenzschlachten im Westen (1. 1925)

25. August: Schwankungen in der Führung der 1. Armee. 
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richtung beibehalten und über Bavai auf Maubeuge zurückgehen würde. 
Indem der Beobachter sich nicht auf die sachliche Feststellung der feindlichen 
Nücfzugsrichtung beschränkte, fügte er seiner Meldung die persönliche 
Auffassung hinzu: „Gesamteindruck: allgemeiner Rückzug auf Maubeuge." 
Aus dieser Fliegermeldung, die im Widerspruch zu den bisher eingelaufenen 
zahlreichen Erkundungsergebnissen des ganzen Tages stand, durfte indes 
noch nicht der Schluß gezogen werden, daß das ganze englische Heer sich 
invollem Rückzüge aus Maubeuge befände. Das Oberkommando aber 
nahm den an sich wenig wahrscheinlichen Eindruck gerade dieses Fliegers 
als feststehende Tatsache hin. Auch wenn die Auffassung über den Rück¬ 
zug des Gegners auf Maubeuge zutreffend war, wäre durch Beibehaltung 
der bisherigen südwestlichen Vormarschrichtung das Abdrängen der Eng¬ 
länder dorthin und ihre Umfassung wirksam eingeleitet worden. Das Ober¬ 
kommando hingegen glaubte die Korps unverzüglich in südöstlicher Richtung 
auf Le Cateau—Landrecies—Aulnoye abdrehen zu müssen. 
Die hierzu am 25. August bald nach 8° vormittags erlassenen Befehle 
sehten an: das II. Armeekorps auf Le Cateau und westlich, das IV. Armee¬ 
korps auf Landrecies, das III. Armeekorps auf Maroilles. Das Kavallerie¬ 
korps sollte in Gegend nordwestlich Guise dem Feinde den Rückzug verlegen. 
Die neuen Befehle waren bereits in der Ausführung, als gegen Mittag 
neue Fliegermeldungen erkennen ließen, daß die Nachricht über den Rück¬ 
zug der Engländer auf Maubeuge irrig war. Vielmehr vollzogen sich, 
wie aus der Mehrzahl der Meldungen ersichtlich war, ihre Bewegungen 
in der allgemeinen Richtung aus Le Cateau. Das Armee-Oberkommando 
hatte sich inzwischen vom Hauptquartier Soignies nach der Gegend 
östlich Conds begeben und dorthin Befehlsempfänger der Truppen bestellt, 
so daß neue Anordnungen die Korps schnell zu erreichen vermochten. 
Durch Befehle von 12^° nachmittags wurden die Marschkolonnen der Korps 
wieder mehr nach Westen gedreht: Das II. Armeekorps hatte westlich 
der Straße Valenciennes—Solesmes möglichst weit nach Süden vorzu¬ 
gehen. Diese Straße selbst wurde dem IV. Armeekorps für den Vormarsch 
seines rechten Flügels zugewiesen. Das III. sollte die Hauptkräfte nach 
seinem rechten Flügel ziehen und noch möglichst weit über Maroilles 
hinausmarschieren. Das IX. hatte die Einschließung von Maubeuge 
entsprechend dem Fortschreiten des III. bis Aulnoye auszudehnen, das 
bei Conds eingetroffene IV. Reservekorps erhielt zunächst keinen weiteren 
Befehl. Der Auftrag des Kavalleriekorps, sich dem abziehenden Feind nord¬ 
westlich Guise vorzulegen und ihn unbedingt festzuhalten, änderte sich nicht. 
Auf die Truppenbewegungen waren die Schwankungen der Führung 
glücklicherweise ohne ernsteren Einfluß geblieben.
	        
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