Volltext: Die Grenzschlachten im Westen (1. 1925)

Auffassung des Armee-Oberkommandos 1 am 21. August. 
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wiesen und dem X. Reserve-, X. Armeekorps und Gardekorps besohlen, 
die in ihrem Raum liegenden Sambre-Übergänge fest in die Hand zu 
nehmen und weitere Übergänge herzustellen. Die Oberste Heeresleitung 
wurde um 1160 abends durch Funkspruch über die Absichten der 2. Armee 
unterrichtet, ebenso die 3.Armee um 1110 abends mit den Worten: „Angriff 
2. Armee über Sambre erfolgt 25. früh, linker Flügel Iemeppe—Mettet." 
An die 1. Armee erging die Weisung, „sich unter Sicherung gegen 
Antwerpen und Besetzthaltung von Brüssel der Bewegung der 2. so 
weit anzuschließen, daß sie gegebenenfalls unter Abschließung der Nord- 
und Nordostfront von Maubeuge westlich dieser Festung zur Unterstützung 
der 2. Armee eingreifen könnte". 
Abweichend von der Auffassung des Generalobersten v.Bülow glaubte 
man indes beim Armee-Oberkommando 1, das am 21. August in 
Löwen verblieben war, nach wie vor mit baldigem Eingreifen der 
bereits seit mehreren Tagen gelandeten Engländer rechnen zu 
müssen. Die Richtung ihres Vormarsches stand zwar noch nicht fest, doch hielt 
man ebenso wie die Oberste Heeresleitung das Vorgehen über Lille für 
wahrscheinlich. Völliges Einschwenken der 1. Armee nach Süden erschien 
Generaloberst v. Kluck daher auch jetzt noch verfrüht und bedenklich. 
Er wollte seine Armee wie bisher in allgemein südwestlicher Richtung 
unter Staffelung auf beiden Flügeln vorführen, um jederzeit in der Lage 
zu sein, nach Süden oder in westlicher oder nordwestlicher Richtung Front 
zu machen. Damit hoffte er auch, sich die nötige Operationsfreiheit zu 
wahren und ein verfrühtes Zusammenballen der Truppen des rechten 
Heeresflügels zu vermeiden. In diesem Sinne hatte er die Marschziele 
der l. Armee für den 22. August bereits festgesetzt, als die Weisungen 
des Generalobersten v. Bülow eintrafen. Nunmehr entsandte er unver¬ 
züglich einen Ordonnanzoffizier, Hauptmann v. Brauchitsch, mit schrift¬ 
licher Anweisung zum Armee-Oberkommando 2, um seine abweichende 
Auffassung vorzutragen. Demgegenüber betonte der Chef des General- 
stabes der 2. Armee, Generalleutnant v. Lauenstein, daß die 1. Armee 
bei einer Fortsetzung des beabsichtigten Vormarsches in südwestlicher Rich¬ 
tung „zu weit abkäme und nicht in der Lage wäre, die 2. Armee recht¬ 
zeitig zu unterstützen". Das Oberkommando müßte daher darauf bestehen, 
daß „die 1.Armee mehr die Front nach Süden nehme, um Maubeuge 
abzuschließen und westlich Maubeuge1) den Angriff der 2. Armee zu 
J) Auf eine Anfrage hat der jetzige Oberstleutnant v. Brauchitsch mitgeteilt, daß nach 
seiner Erinnerung General v. Lauenstein bei dem Vortrage ein so nahes Heranrücken 
der 1. Armee wünschte, datz Teile ihres linken Flügels bei dem zu erwartenden Kampfe 
die 2.Armee unmittelbar, also auch östlich Maubeuge unterstützen könnten, 
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