Volltext: Die Grenzschlachten im Westen (1. 1925)

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Die deutsche Oberste Heeresleitung vor Beginn der Grenzschlachten. 
Mitte unseres Heeres scheinen zwischen Fumay und Charleville gar keine 
oder nur schwache Kräfte zu stehen. Von Charleville bis Verdun stehen 
nach hiesiger Ansicht das III., XI., IV. und starke Teile des VI. französischen 
Korps. Es ist nicht ausgeschlossen, daß hinter ihnen vier Reserve-Divisionen 
herangezogen werden. Nach sicheren Nachrichten soll die Ausladung der 
Reserve-Divisionen erst am 19. August begonnen haben. 
Höhere Kavalleriekommandeure sind zu benachrichtigen." 
Irgendwelche Schlüsse auf die Absichten des Feindes waren aus 
diesen Nachrichten nicht gezogen. Eines war jedoch klar: Auf dem 
rechten deutschen Heeresslügel und aller Voraussicht nach auch vor der 
Mitte stand eine große Schlachtentscheidung unmittelbar bevor. Bei 
Fortsetzung des Vormarsches, insbesondere beim Übergang des rechten 
deutschen Heeresflügels über die Abschnitte der Sambre und der Maas 
beiderseits Nanmr war auf einen Zusammenstoß mit dem linken franzö- 
fischen Heeresflügel mit Bestimmtheit zu rechnen. Die Sicherstellung engen 
Zusammenarbeiten der drei sich diesen Abschnitten nähernden Armeen 
war deshalb von größter Wichtigkeit. Die Trennung der 2. und 5. Armee 
durch die Festung Namur bildete hierbei ein wesentliches Erschwernis. 
Auch bei den mittleren deutschen Armeen (4. und 5.) waren mit der 
Annäherung an den Maasabschnitt entscheidende Kämpfe zu erwarten, 
zumal wenn der Gegner, wie verschiedene Nachrichten vermuten ließen, 
seinerseits die Offensive ergriff. 
Auf dem linken Flügel in den Reichslanden war der Feind im lang¬ 
samen Vorrücken zwischen Metz und den Vogesen geblieben. Nach regem 
Gedankenaustausch mit der Obersten Heeresleitung hatte sich Kronprinz 
Rupprecht trotz des vom Generalobersten v. Moltke nach wie vor befür¬ 
worteten Planes des weiteren Ausweichen der 6. Armees dazu ent¬ 
schlossen, zur Klärung der Lage am 20. August zum Angriff überzu¬ 
gehen. Die Oberste Heeresleitung hatte dem Armee-Oberkommando 6 
mit der Freiheit des Handelns auch die volle Verantwortung überlasten^). 
Es lag nahe, die Übereinstimmung in der Führung der Operationen 
bei den einzelnen Armeen durch straffe einheitliche Leitung von oberster 
Stelle und durch bestimmte Weisungen an die Armee-Oberkommandos 
sicherzustellen. Welches waren die operativen Ziele der Obersten Heeres¬ 
leitung bei der unmittelbar bevorstehenden Entscheidungsschlacht? Aus 
welchem Teile der deutschen Heeresfront und mit welchen Mitteln sollte 
die Entscheidung gesucht werden, wo und unter welchen Bedingungen 
!) S. 210.
	        
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