Volltext: Die Grenzschlachten im Westen (1. 1925)

228 Der Vormarsch des deutschen Schwenkungsflügels vom 18. bis 20. August 1914, 
des Höheren Kavalleriekommandeurs 4, schon einigermaßen geklärt. Man 
wußte am 17. August abends den Feind in der befestigten Othain-Linie. 
Eine rückwärtige Stellung zeichnete sich am Loison-Abschnitt südlich Mont¬ 
msdy bis südlich Billy ab. Im Anschluß nach Süden schienen gegenüber 
Metz nur Grenzschutztruppen zu stehen. Weiter nördlich wurden starke 
Kräfte in der Versammlung zwischen Mszisres und Montmsdy vermutet. 
Beim deutschen 4. Kavalleriekorps, das mit Beginn des Vormarsches 
dem Armeeoberkommando 5 unterstellt worden war1), fand die Fernauf¬ 
klärung der um Mercy-le Haut verbleibenden 6. Kavallerie-Division in den 
nächsten Tagen an den französischen Sicherungen am Othain-Abschnitt 
ein frühzeitiges Ende. Dagegen konnte die 3. schon seit dem 15. August 
aus der Gegend von Tintigny ihre Fernaufklärung über Izel und Gerouville 
bis an den Chiers-Abschnitt Carignan—Montmsdy vortreiben. 
Die der 5. Armee erteilte Weisung, mit ihrem rechten Flügel über 
Bettemburg—Mamer—Arlon—Florenville vorzugehen, bedingte die 
Seitwärtsschiebung der Armee nach rechts und das Ausschließen aus der 
Tiefe ihrer gegenwärtigen Aufstellung-). Erschwert war die Vorwärts¬ 
bewegung durch die inmitten des Vormarschraumes gelegene kleine 
Festung Longwy. Während diese durch eine besondere Berennungstruppe 
schnell zu Fall gebracht werden sollte, mußten die Korps westlich und 
östlich an ihr vorbeigesührt werden. Im übrigen wurde die Leitung der 
Operationen dadurch erleichtert, daß aus die Möglichkeit des Eingreifens 
der Armee in die Kämpfe in Lothringen jetzt nicht mehr Bedacht zu 
nehmen war^. 
Auf Grund der bis zum 17. August abends vorliegenden Nachrichten 
über den Feind rechnete das Armee-Oberkommando in erster Linie mit 
einer Offensive der nördlich Verdun zwischen Montmsdy und Mszisres 
versammelten starken französischen Kräfte in nördlicher oder nordöstlicher 
Richtung. In diesem Falle ergab sich als Ausgabe die gemeinsame Abwehr 
durch den rechten Flügel der 5. und die 4. Armee. Fm übrigen war die 
5. in der Lage, jedes derartige Vorgehen in wirksamster Weise zu flankieren. 
Für weniger wahrscheinlich hielt man eine Bedrohung der Armee durch 
Kräfte, die etwa aus der Richtung von Verdun nach Nordosten vorgehen 
würden. Eine Gefahr durste hier so lange ausgeschlossen gelten, als der 
linke Flügel einigermaßen den Zusammenhang mit dem befestigten Raum 
von Diedenhofen—Metz wahrte. Durch eine Besatzung von 43 Bataillonen, 
8 Feld- und 94 schweren Batterien besah auch Metz erhebliche Möglichkeiten 
zur Unterstützung der Operationen im freien Felde. 
1) S. 125. — s) S. 134. — 3) S. 185.
	        
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