Volltext: Die Grenzschlachten im Westen (1. 1925)

226 Der Vormarsch des deutschen Schwenkungsflügels vom 18. bis 20. August IM. 
Die Marschordnung war dahin geregelt, daß die aktiven Korps nur 
Bagagen und Gefechtsstafseln mit zweitägigem Verpflegungsbedarf bei 
sich führen sollten. Dann folgten die Reservekorps mit Bagagen und 
Gefechtsstafseln, und erst hinter diesen marschierte die Masse der Munitions- 
kolonnen und Trains der Korps erster und zweiter Linie. Trotz dieser an 
sich zweckmäßigen Anordnung konnte naturgemäß der Marsch solch tiefer 
Kolonnen auf engem Raume nicht ganz ohne Reibungen vonstatten 
gehen. 
An den von der luxemburgisch-belgischen Grenze nach Frankreich 
führenden Eisenbahnen hatte der Feind nur geringe Unterbrechungen vor¬ 
genommen. Lediglich am Knotenpunkt bei Libramont waren zwei Eisen¬ 
bahnbrücken gesprengt. An ihrer Wiederherstellung arbeitete vom lö.August 
an, zunächst noch weit vor der Front, die Eisenbahn-Baukompagnie 2. 
Bis zum 19. August erreichte die Armee die Linie Bastogne—Attert, 
mit den Reservekorps die Linie Hoscheid—Bur, nordwestlich Luxemburg. 
Das Armee-Oberkommando ging an diesem Tage von Trier nach 
Luxemburg. 
Die Witterungsverhältnisse hatten am lS.und 19.nach eintägiger Unter¬ 
brechung die Wiederaufnahme der Luftaufklärung ermöglicht. Es erwies 
sich der ganze Raum zwischen Chiers und Maas nach Süden bis zur 
Straße Stenay—Montmedy mit feindlichen Truppen belegt, ebenso die 
Städte Sedan und Mezieres. Vortruppen wurden östlich der Chiers von 
Douzy bis westlich Montmedy festgestellt. Die Flieger schätzten die Ge¬ 
samtstärke des Gegners auf zwei bis drei Korps. Südlich Montmsdy 
standen nach wie vor feindliche Kräfte hinter dem Othain bis in die Gegend 
von Gouraincourt (8 km nördlich Etain). Ein klares Bild über die Absichten 
des Gegner ließ sich jedoch aus diesen Erkundungen nicht gewinnen. Vor 
allem war es ungewiß, ob der Feind hinter dem Abschnitt der Chiers und 
des Othain den Angriff der Deutschen erwarten wollte, oder ob er sich 
selbst mit Angrifssgedanken trug, und wohin er sich in diesem Falle 
wenden würde, ob gegen die 4. oder die 5. Armee1). 
Am Nachmittage des 19. August ging eine Mitteilung der 5. Armee ein, 
wonach diese die schleunige Wegnahme der kleinen Festung Longwy vor¬ 
bereitete. Sie wollte sich so bereit stellen, daß sie in der Lage wäre, etwaige 
’) Außerdem hatten die Flieger der 4. Armee am Vormittag des 19. August 
zutreffend den Vormarsch des rechten Flügels der gegen die deutsche 2. Armee vor¬ 
rückenden französischen 5.Armee, in Stärke von ein bis zwei Armeekorps, mit der Masse 
bei Philippeville, mit den Anfängen bei Mettet erkannt. Dieses der Obersten Heeres¬ 
leitung unverzüglich übermittelte Erkundungsergebnis wurde von ihr in der Nachrichten- 
zusammenstellung (S. 255) verwertet.
	        
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