Volltext: Die Grenzschlachten im Westen (1. 1925)

Kriegslage zur See im August 1914. 
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Wegnahme von Namur, dessen Südost- und Nordostfront angegriffen 
werden sollten, wurden am 18. und 19. August an die Armeen des rechten 
Flügels und der Mitte überhaupt keine Befehle operativer Art erlassen. 
Der Chef des Generalstabes hätte sich mithin in diesen Tagen zu den 
Armee-Oberkommandos begeben können, um durch persönliche Fühlung¬ 
nahme die Anschauungen über die Führung der Operationen zu klären. 
Generaloberst v.Moltke war jedoch wohl der Ansicht, daß er in diesen Tagen, 
wo jederzeit wichtige Meldungen aus Ost und West eintreffen konnten, 
die gegebenenfalls neue Entschließungen bedingten, das Große Haupt¬ 
quartier nicht verlassen könne. Auch glaubte er annehmen zu dürfen, daß 
die Generalstabschefs der Armee-Oberkommandos durch die Teilnahme 
an den großen Generalstabsreisen und Kriegsspielen sowie durch den in 
den Aufmarschanweisungen eingehend dargelegten Operationsplan voll¬ 
kommen mit den Absichten der Obersten Heeresleitung vertraut waren1). 
Generaloberst v. Moltke verblieb daher in Coblenz. 
Uber die Vorgänge aus dem Seekriegsschauplatz wurde der General- 
stabschef durch den gleichfalls im Großen Hauptquartier anwesenden Chef 
des Admiralstabes, Admiral v. Pohl, dauernd unterrichtet. Eine 
wesentliche Unterstützung der deutschen Operationen zu Lande wurde von 
der Seetriegsührung zunächst nicht erwartet. Wohl aber bot die Flotte 
Schutz gegen eine Bedrohung der deutschen Küsten. 
Da Dänemark strenge Neutralität wahrte, und die Zugänge zur Ostsee 
inzwischen durch deutsche Minenfelder ausreichend gesperrt waren, hatte 
man in diesem Meeresteil mit der an Kampfkraft weit unterlegenen 
russischen Flotte allein zu rechnen. Diese hielt sich vollkommen zurück, so 
daß wenige ältere deutsche Schiffe von geringem Kampfwert genügten, 
um aus der Ostsee die Seeherrschast zu halten. Unter Benutzung des Kaiser- 
Wilhelm-Kanals blieb ihre Verstärkung jederzeit möglich. 
Entsprechend der Bedeutung der Nordsee als Hauptseekriegsschauplatz 
waren hier die gesamten Hochseestreitkräste zusammengehalten. Die 
Schlachtschisfgeschwader lagen unter dem Schutze der Befestigungen von 
Helgoland und Borkum in der Elbmündung und auf der Jade, Ausklärungs¬ 
schiffe sicherten vor der Deutschen Bucht. 
Die deutsche Flotte hatte am 8. August die Weisung erhalten, die Über¬ 
führung des englischen Expeditionskorps nach dem Festlande zu stören. 
Zur Ausführung dieses Befehls stießen noch an demselben Tage abends vier 
U-Boote gegen den Kanal vor und kamen mit dem Erkundungsergebnis 
zurück, daß keine schweren feindlichen Streitkräste gesichtet worden seien. 
Der Admiralstab zog hieraus den Schluß, daß die englische Landung 
’) Mitteilung des Generalleutnants Tappen.
	        
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