Volltext: Die Grenzschlachten im Westen (1. 1925)

Lage bei Kriegsbeginn im Osten. 
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Hauptberater des Generalstabschefs war daher während der ersten 
Monate des Krieges unbestritten der Chef der Operationsabteilung, Oberst¬ 
leutnant Tappen. Daneben wurden von Generaloberst v. Moltke in 
operativen Fragen häufig noch die Chefs der Nachrichten- und der Politi¬ 
schen Abteilung, die Oberstleutnants Hentsch und v. Dommes, gehört. 
Letzterer besaß als Flügeladjutant des Kaisers und langjähriger Adjutant 
des Generalstabschefs das besondere Vertrauen der maßgebenden Persön¬ 
lichkeiten. Mehr abseits stand der Chef des Feldeisenbahnwesens, Oberst¬ 
leutnant Gr öner, der durch die Leitung seines umfangreichen Ressorts 
völlig in Anspruch genommen war. 
Den Oberbefehl i m O sie n führte Generaloberst v. Prittwih u. Gaffron. 
Seine Hauptmacht, die deutsche 8. Armee, war mit neun Divisionen in Ost¬ 
preußen ausmarschiert. Die zu ihrer Verstärkung in Aussicht genommenen 
weiteren fünf Divisionen standen zunächst noch in der Heimat bereit. 
Das österreichisch-ungarische Heer war mit den Hauptkräften in 
mehreren Gruppen im Aufmarsch in Ost- und Mittelgalizien, mit einer 
schwächeren Gruppe gegen Serbien. Auf Grund des schon im Frieden 
stattgehabten Gedankenaustausches der Generalstabschefs beider Mächte 
war, wie bereits erwähnt1), der Kriegführung im Osten als Aufgabe die 
Rückensicherung der deutschen Westoffensive zugedacht. Der zunächst 
hinhaltende, auf Zeitgewinn abzielende Kampf sollte jedoch nicht in reiner 
Abwehr, sondern angriffsweise geführt werden. Nur wenn es auf diese 
Weise gelang, die russischen Kräfte zu schwächen, bevor sie völlig versammelt 
waren, bestand Aussicht, sich ihrer für längere Zeit zu erwehren. Dem¬ 
zufolge beabsichtigte das österreichisch-ungarische Heer etwa am 20. August 
von Galizien aus die Offensive nach Polen hinein zu beginnen. Zu seiner 
Unterstützung sollte die in Ostpreußen bereit gestellte deutsche 8. Armee 
möglichst starke russische Kräfte binden. 
Ein einheitlicher Oberbefehl über die im Osten operierenden Streit¬ 
kräfte der Verbündeten war in Würdigung aller in Betracht kommenden 
Verhältnisse nicht vorgesehen. Außer dem gelegentlichen Gedankenaustausch 
mit dem österreichisch-ungarischen Generalstabschef, General der Infanterie 
Freiherrn Conrad v. Höhendorf, über die Kriegführung im Osten waren 
im Frieden keinerlei Abmachungen getroffen, die eine einheitliche Kriegs¬ 
leitung und straffes Zusammenfassen aller Kräfte gewährleisteten. Man 
war auf Verständigung und Abmachungen von Fall zu Fall angewiesen. 
Der Aufmarsch des russischen Heeres schien sich so, wie man es ver- 
’) S. 19.
	        
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