Volltext: Die Grenzschlachten im Westen (1. 1925)

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Die französische Heeresleitung bei Kriegsbcginn. 
Aus Lüttich am gleichen Tage eingehende Nachrichten ließen erkennen, 
daß die Festung anscheinend das erste Angriffsziel der Deutschen bildete. 
Am 6. August erfuhr man von dem in der Nacht unternommenen Hand¬ 
streich. Wie der belgische Generalstab war auch der französische der Ansicht, 
daß es sich um den Angriff einer etwa fünf Armeekorps starken deutschen 
Armee handele. Man hielt ihn indessen für eine Nebenoperation und nahm 
die deutschen Hauptkräfte in der Gegend von Metz—Diedenhvfen und 
Luxemburg an. Gegenüber der 1. und 2. französischen Armee schienen 
schwächere Truppen zu stehen. 
Der Beginn der beabsichtigten eigenen Offensive sollte erst nach be¬ 
endetem Aufmarsch erfolgen. Dabei blieb das Ziel der 1. und 2. Armee, 
wie bisher vorgesehen, die Erreichung der Linie Breusch-Tal—Saarburg— 
Saarbrücken mit einer Teiloperation des rechten Flügels von Belfort ins 
Oberelsaß. Über die Richtung des Angriffs der nördlichen Hauptgruppe 
(Z., 4., 5. Armee) wurde noch keine Bestimmung getroffen. Sie sollte 
sich nach den weiteren Maßnahmen des Gegners richten. Die französische 
Heeresleitung nahm an, daß das Zeitmaß des Widerstandes der Festung 
Lüttich daraus von Einfluß sein werde. Bei baldigem Fall könne mit 
weiterem Vordringen des deutschen rechten Heeresslügels in westlicher 
Richtung, vielleicht sogar mit einem Ausholen über Brüssel oder nördlich 
davon gerechnet werden. Bei längerem Widerstand sei ein südliches Um¬ 
gehen des Platzes und ein Angriff über die Grenze zwischen Metz und 
Namur wahrscheinlich. 
Als am 7. August das Eindringen der Deutschen in die Stadt Lüttich 
bekannt wurde, glaubte man nicht mehr an eine längere Dauer des Wider¬ 
standes der Außenwerke. 
Am 8. August um 7° vormittags erließ General Ioffre von Vitry- 
le-Frangois, wohin das Große Hauptquartier verlegt worden war, die 
„Instruction generale No. 1“, die den Armeen Richtlinien für ihr Ver¬ 
halten gab. In ihr hieß es wörtlich: „Es ist die Absicht des Höchstkomman¬ 
dierenden, nach Vereinigung aller Streitkräfte die Entscheidungsschlacht 
unter Anlehnung des rechten Flügels an den Rhein zu suchen. Er wird 
im Notfall den linken Flügel zurücknehmen, um einen Zusammenstoß zu 
vermeiden, der für eine der Armeen entscheidend sein könnte, bevor die 
anderen in der Lage wären, sie zu unterstützen. Es ist indessen auch möglich, 
daß wir die Zeit behalten, unseren linken Flügel vorzunehmen unter der 
Voraussetzung, daß der deutsche rechte Flügel bei Lüttich aufgehalten wird 
oder sich nach Süden wenden sollte." 
Die Ausgaben der einzelnen Armeen wurden wie folgt be¬ 
zeichnet:
	        
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