Volltext: Die Grenzschlachten im Westen (1. 1925)

Die große Ausmarschbewegung vom S.—17. August. 153 
dienenden Militär-Lokalzügen und von einigen für die Lebensmittel¬ 
versorgung großer Städte und Industriegebiete bestimmten Zügen konnte 
mit Zustimmung der Militär-Eisenbahnbehörden nur aus den militärisch 
unbedeutenden Nebenstrecken ein notdürftiger Verkehr für die lebens¬ 
wichtigen Bedürfnisse durchgeführt werden. Die in den ersten Tagen der 
Mobilmachung erfolgte Einschränkung des öffentlichen Verkehrs, die auf 
den militärisch wichtigen Strecken fast völliger Stillegung gleichkam, 
führte im Güterumlauf des gesamten Wirtschaftslebens zu empfindlichen 
Stockungen. Zahlreiche an die Militär-Eisenbahnbehörden gerichtete 
Anfragen und Anträge aus allen Teilen des Landes, namentlich aus den 
Kreisen der Landwirtschaft, des Handels und der Industrie sowie von seiten 
der Staats- und Kommunalbehörden, verlangten mit Nachdruck die Heran¬ 
schaffung dringend benötigter Lebensrnittel und wichtiger Wirtschafts¬ 
güter, insbesondere von Vieh, Mehl, Kartoffeln, Reis, Salz und Kohle. 
Es zeigte sich, daß es fast allenthalben an vorsorgenden Einrichtungen fehlte, 
die den besonderen Verhältnissen des Krieges Rechnung trugen. Soweit 
die militärische Beanspruchung der Bahnen es zuließ, wurde den ge¬ 
stellten Anträgen in weitgehendem Umfang entsprochen, so daß es nirgends 
zu Notständen gekommen ist. Erst nach Beendigung des Aufmarsches 
wurden allgemein Erleichterungen für den öffentlichen Verkehr zugelassen, 
doch blieb der Militärfahrplan aus allen militärisch wichtigen Strecken 
zunächst noch in Kraft. 
Die bei Mobilmachung und Aufmarsch zu bewältigende Transport¬ 
bewegung bedeutete zahlenmäßig keine ungewöhnlich hohe Belastung des 
heimatlichen Netzes, da die bei Kriegsbeginn notwendigen militärischen 
Leistungen sich unter fast vollständiger Ausschaltung des gesamten übrigen 
Verkehrs abwickeln konnten. Die für die Eisenbahnen sich ergebenden 
Schwierigkeiten lagen vielmehr in der plötzlichen Umstellung des Friedens¬ 
verkehrs auf die vollständig veränderten Verkehrsbedürsnisse des Krieges 
und in der Notwendigkeit, Ein- und Ausladungen auf verhältnismäßig 
wenigen, infolge des geringen Friedensverkehrs oft nur unzureichend 
entwickelten Bahnhöfen vornehmen zu müssen. Die Hauptrichtungen des 
Zugverkehrs, die Belastung der einzelnen Strecken, die Stärke und Zu¬ 
sammensetzung der Züge änderten sich völlig gegenüber dem Friedens¬ 
betrieb. Während dieser mit geringen Ausnahmen sich täglich gleichblieb, 
war der Zugverkehr nach Ausspruch der Mobilmachung ständig wechselnd 
und oft stoßweise verlausend. Auch die Belastung des Netzes war eine 
durchaus ungleichmäßige; auf den großen durchgehenden Linien, namentlich 
in der Nähe der Grenze, häuften sich die Züge, während auf anderen 
Strecken nur wenige oder gar keine Militärzüge verkehrten.
	        
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