Volltext: Die Grenzschlachten im Westen (1. 1925)

SS 
Mobilmachung und Aufmarsch der Westgegner. 
gestellt, das zweckmäßiger an der französischen Küste bei Dünkirchen und 
Calais als in Antwerpen landen würde. Der belgische Generalstabschef 
gab die Zusicherung, daß die Festungen Lüttich und Namur gegen einen 
Handstreich gesichert seien, und die belgische Feldarmee in Stärke von 
100000 Mann in vier Tagen zum Eingreifen bereitstehen könne. Belgien 
sei willens, die Bewegungen des Feindes nach Möglichkeit zu hindern und 
nicht von vornherein seine Armee in Antwerpen Zuflucht nehmen zu lassen. 
Bei Gelegenheit der französischen Manöver im Herbst 1906 versicherte der 
englische Generalstabschef dem belgischen in Compiegne, daß England in 
der Lage sein würde, in noch kürzerer Frist, als bisher angegeben, 150000 
Mann zu landen. Weiterhin steht fest, daß im Jahre 1912 der englische 
Militärattache in Brüssel, Oberstleutnant Bridges, dem Nachfolger Du¬ 
carnes, General Iungbluth, sechs Infanterie-Divisionen und acht Kavallerie- 
Brigaden in einer Gesamtstärke von 160000 Mann als verwendungsfähig 
auf dem Festlande bezeichnet und keinen Zweifel gelassen hat, daß 
England bereits im Jahre 1911 für den Fall eines deutsch-französischen 
Krieges unmittelbar in Belgien Truppen gelandet haben würde, auch 
wenn es vorher nicht um Hilfe ersucht worden wäre. 
Aus diesen Tatsachen geht jedenfalls so viel hervor, daß schon im 
Frieden durch weitgehenden Meinungsaustausch der verantwortlichen 
militärischen Stellen Belgiens und Englands wichtige Grundlagen ge¬ 
schaffen waren, auf denen im Kriegsfall schnell Einigkeit über ein gemein¬ 
sames militärisches Handeln erzielt werden konnte. Voraussetzung dafür 
war freilich, daß zunächst die belgische Führung selbst sich völlig klar darüber 
war, wie Belgien bis zum Wirksamwerden der Hilfe der Ententemächte 
dem Einfall der Deutschen begegnen sollte. Das ist indessen offenbar 
kaum in ausreichendem Maße der Fall gewesen. Innerhalb des belgischen 
Generalstabes machte sich in den kritischen Tagen Ende Juli bis Anfang 
August 1914 ein tiefgreifender Widerstreit der Auffassungen zwischen dem 
erst kurz zuvor zum Generalstabschef ernannten General de Selliers 
de Moranville und seinem Souschef, General de Ryckel, geltend. Der 
Generalstabschef vertrat die Anschauung, daß die belgische Feldarmee 
nicht vereinzelt und verfrüht einer Entscheidungsschlacht ausgesetzt werden 
dürfe, während dem General de Ryckel eine tatkräftige Kriegführung, 
unter Umständen mit offensiven Absichten, vorschwebte. 
Am 30. Juli schlug der Generalstabschef dem König einen schon früher 
ausgearbeiteten Aufmarsch vor, der unter der Voraussetzung, daß Deutsch¬ 
land die belgische Neutralität verletzen würde, die Versammlung des 
Feldheeres beiderseits der Gete im Raum Hannut—St. Trond—Tirle- 
mont—Hamme-Mille vorsah. Am folgenden Tage wurde diese Absicht
	        
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